Im März 2023 ist ein Artikel in der internationalen Zeitschrift für Forschung in physikalischer Medizin und Rehabilitation erschienen, der sich mit den Entspannungstechniken bei der Rehabilitation des Trapezmuskels bei Patienten mit chronischen Nackenschmerzen beschäftigt1.
Hintergrund
Das Robert-Koch-Institut schreibt2: „Rücken- und Nackenschmerzen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und können die Lebensqualität bei einem Teil der Betroffenen deutlich mindern… Es zeigt sich, dass 61,3 % der Befragten in den letzten zwölf Monaten von Rückenschmerzen berichten…15,5 % der Befragten berichten von chronischen Rückenschmerzen… 45,7 % (gaben) an, dass sie im vergangenen Jahr Nackenschmerzen hatten.“
Neben der häufigen Überlastung sind mechanische Funktionsstörungen ein häufiger Grund für Fehlbewegungen. Diese werden durch eine Minderung der Koordination hervorgerufen. In der Folge kommt es zu Nackenbeschwerden und zu einer Minderung der Beweglichkeit.
Die Studie
Es wurde die Wirksamkeit zweier Techniken bei stationären chronischen Nackenschmerzen verglichen.
20 PatientInnen mit chronischen Nackenschmerzen im Alter von 35 bis 55 Jahren wurden nach dem Zufallsprinzip in eine von zwei Gruppen zugeordnet.
Ausgeschlossen wurden im voraus PatientInnen mit:
Traumata
Frakturen im Nacken, oberen Rücken oder der Schulter
Chirurgische Eingriffe im Nacken, oberen Rücken oder der Schulter
Hauterkrankungen im Trapeziusbereich
Patienten mit Spondyloarthritis, lumbaler Spinalkanalstenose oder Skoliose
Active Release-Technik (10 Teilnehmer im Durchschnittsalter 46 Jahre)
Active-Release-Technik: Der Patient sitzt auf einem Hocker. Die Hände sind auf dem Oberschenkel parkiert. TherapeutIn stabilisiert die Schulter mit der Hand von hinten. Der Hals wird gestreckt. Der empfindliche Bereich des Trapezmuskel wird mit dem Daumen berührt mit dem Ziel einer Dehnung mit tiefer Spannung. Der Patient beugt und dreht den Hals zu beugen. Drei bis fünf Wiederholungen.
Anschließend Heißpackung für 20 Minuten.
Myofasziale Release-Technik (10 Teilnehmer im Durchschnittsalter 46 Jahre)
Myofasziale Release-Technik: Der Patient sitzt aufrecht auf einem Stuhl. Die Hände sind auf dem Oberschenkel parkiert. TherapeutIn übt mit dem Unterarm und/oder ulnarer Rand der Handfläche Druck aus und zum gleitet in Richtung Halsbasis und/oder in Richtung obere Schulterblattregion. PatientIn beugt und dreht den Kopf entgegengesetzt. Drei bis vier Wiederholungen.
Anschließend Heißpackung für 20 Minuten.
Es wurden drei Sitzungen pro Woche in vier Wochen durchgeführt.
Messungen
Es wurden nach den Auswirkungen auf die Schmerzintensität und den Bewegungsumfang gemessen. Die Messungen fanden am Anfang und am Ende statt. Die Schmerzen wurden mit der Schmerzskala erfasst.
Die Bewegung wurde mit einem Maßband an einer Wand gemessen. Die in der Praxis übliche Messung mit einem Winkelmesser oder Sensoren wurde nicht angewendet.
Ergebnisse
Es gab Unterschiede zwischen den beiden Methoden hinsichtlich der Beugung (Flexion) und die Unterschiede begünstigten
Beweglichkeit
Beide Techniken wirken und es kommt zu einer Verbesserung. Die aktive Release-Technik wirkt besser.
Schmerzen
Beide Techniken wirken und es kommt zu einer Verbesserung. Die aktive myofasziale Release-Technik wirkt besser.
Fazit
Beide Techniken sind geeignet und sollten jeweils gezielt eingesetzt werden. Die aktive Release-Technik bei Einschränkungen der Beweglichkeit und die myofasziale Release-Technik bei Schmerzen.
Praxis
Es ist hier ein weiterer Nachwies gelungen, wie beide Techniken gezielt eingesetzt werden können. Neben den erwähnten Techniken gibt es selbstverständlich noch viele weitere Techniken. Im Einzelfall wird jeder Patient eine individuelle Therapie erhalten.
Ich nutze beide Techniken gezielt. Die Tiefenwirkung bei den Grifftechniken der Craniosakralen Therapie erhöht dabei die Sicherheit der geweblichen Reaktion maßgeblich. Das haben mir in meiner beruflichen Laufbahn schon viele Patienten bestätigen können. Zudem können spezielle Tiefenentspannungsprozesse, wie zum Beispiel der CV4-Griff, das vegetative Nervensystem direkt beeinflussen.
Schon in den 70er Jahren wurden an den klassischen Systemen Mängel wahrgenommen. Das mechanische Modell war eindeutig unzulänglich. Die rein biologische und medizinische Herangehensweise integrierte wesentliche Faktoren nicht:
psychologische
geschlechtsspezifische
emotionale
kulturelle
soziale
Das heute vorherrschende biomedizinische Krankheitsmodell lässt keinen Raum für die sozialen, psychologischen und verhaltensbezogenen Dimensionen von Krankheit. Es wird ein biopsychosoziales Modell vorgeschlagen, das eine Blaupause für die Forschung, einen Rahmen für die Lehre und einen Entwurf für Maßnahmen in der realen Welt der Gesundheitsversorgung bietet.
Engel 1977{G L Engel: The need for a new medical model: a challenge for biomedicine. Science 08.04.1977 196(4286):129-36}
In der Realität betreffen Krankheiten und Leiden Menschen mit individuellen menschlichen Erfahrungen. Die Wissenschaft mit ihren pathologischen Dateneinheiten kann nur Teil der Erkenntnislehre sein.
Wenn Muskel-Skelett-Schmerzerkrankungen nicht mechanisch betrachtet werden, dann müssen viele weitere Faktoren bei der Therapie berücksichtigt werden:
kognitive
geschlechtsspezifische
psychologisch
soziale
kulturelle
Daraus ergibt sich ein umfangreiches Programm:
Patientenzentrierte Versorgung
Reduzierung von „Red Flag“-Bedingungen
Angst vor körperlicher Arbeit
Schon- und Vermeidungsverhalten
Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz
Depression
sozialer Rückzug
Passivität
Krankheitsfixierung
Doktor-Hopping
Einnahme zu vieler Arzneien
Bewertung psychosozialer Faktoren
Einsatz bildgebender Verfahren nur im Einzelfall
Vorrang der körperlichen Untersuchung
regelmäßig Re-Befundung, um den Patientenfortschritt zu ermitteln
geeignete Lehr-/Lernmethoden zu Aufklärung und Information
Analyse der körperlichen Aktivität/Bewegung
manuelle Therapie nur als Ergänzung zu anderen Behandlungen,
Priorisierung der konservativen Therapie gegenüber eines operativen Vorgehens.
Arbeitsfähigkeit erhalten
Das biopsychosoziale Modell sollte auch die Grundlage der internationalen Klassifizierung der Krankheiten in der Version zehn der Weltgesundheitsorganisation einfließen. Aber erst in der elften ist dies ansatzweise gelungen. Durch die fehlenden Kenntnisse mit der neuen Codierung und der Externalisierung der Kodierer ist der Erfolg auch der neuen Version mehr als fraglich.
Die Liste ist natürlich nur ein Ansatzpunkt und ersetzt keine echte Befundanalyse und -auswertung.
Für den langen Zeitraum von den 70er Jahren bis heute und der Wichtigkeit einer eindeutigen Therapieaussage für Menschen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen sind die vorliegenden Forschungen wirklich sehr gering. Die Datenlage ist mehr als dünn.
Eindeutig kann man aber eine Grundaussage treffen. Physiotherapeutinnen sowie Ärztinnen für Physikalische und Rehabilitative Medizin werden meistens für die Beurteilung und Behandlung von Muskel-Skelett-Erkrankungen aufgesucht. Bei allen ist in der Regel der Schmerz das vorherrschende Merkmal. Dies in den Fokus zu nehmen ist ein wichtiger erster Schritt. Dabei sind das subjektive Gefühl, die objektive Bewertung und die medizinischen Faktoren zu balancieren.
Physiotherapie ist funktional und kosteneffektiv bei der Beurteilung und Behandlung von Muskel-Skelett-Erkrankungen. In der Regel kommen dabei drei Komponenten zum Einsatz:
Das Sammeln von Daten in systematischen und standardisierten Prozessen liefert Erkenntnisse. Das sind empirische Belege. Alles, was offen sichtbar wird, ist evident.
Ist der Zusammenhang zwischen Maßnahme und Wirkung nachvollziehbar?
Liegen ausreichend Beweise und Erfahrungen vor?
Gibt es einen erbrachten Nachweis des Nutzens?
Dies betrifft
Durchführung: Art und Weise
Gewichtung der einzelnen Komponenten
Dies ist ein wissenschaftliches Paradigma. Der Mensch wird mechanisch betrachtet. Die individuelle Persönlichkeit spielt dabei keine Rolle.
Biopsychosozialer Ansatz
Der Mensch ist ein körperliches, fühlendes und beseeltes Lebewesen und lebt in einer ökologischen, sozialen Umwelt. Die biomedizinisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung versucht die Ergänzung um diese Faktoren. Dies wird als evidenzbasierter biopsychosozialer Ansatz bezeichnet.
Die vorherrschende aktuelle Humanmedizin strebte die gewissenhafte, explizite und umsichtige Nutzung der aktuell besten Evidenz an. Dies führte dann zu einer Entscheidung über die Versorgung einzelner Patienten.
Im biopsychosozialen Ansatz nicht explizit integriert sind ethische Grundsätze.
Theorie und Praxis
Die überwiegende Zahl der Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen befürworten den biopsychosozialen Ansatz. Auch wünschen sie sich weitere Forschungen zu diesem Thema.
In der klinischen Praxis wird sie in der Regel nicht angewendet. Gründe dafür sind:
Es fehlt die Zeit
Die Arbeitsbelastung ist oft sehr hoch
Die Vermittlung der Forschung in die Praxis fehlt
Hoher administrativer Aufwand und ungenügende Kodierungssysteme
Grundsätzlich ergibt sich daraus ein Widerspruch: Der Einsatz des biopsychosozialen Ansatzes verbessert die therapeutischen Erfolgsaussichten und doch fehlen die Instrumente der Umsetzung:
geeignete Fort- und Weiterbildungen nach erworbenem Berufsabschluss
Die Ausbildung und Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen
Die Überzeugung, dass Forschung und klinische Entwicklung nützlich sind
hohe Änderungsbereitschaft für effektivere Methoden
Hinderlich für die Umsetzung in die Praxis ist zudem auch die fehlende Forschung zu den Ergebnissen der Umsetzung.
In meiner Praxis in Deutschland absolvierte ich auch Hausbesuche. Auf der Pflegestation einer wirklich hochpreisigen Seniorenresidenz musste ich aber mein Angebot einstellen. Mir wurde von der Stationsleitung die Mobilisierung der Patienten untersagt. Die Begründung war: „Dann können die Patienten womöglich auch alleine aufstehen.“
Ich bin froh, von diesen Zuständen nur noch zu hören. Weiterhin interessieren mich aber Studien über die Wirksamkeit von Bewegung bei Älteren, Gebrechlichen und Menschen mit Handicap, hier eine über die Wirksamkeit bei Demenz:
Die leichte kognitive Beeinträchtigung gilt als Vorstufe der Demenz. 10-15 % gehen jährlich in eine Demenz über. Bei Demenz und auch schon der Vorstufe kommt es zum kognitiven und funktionellen Abbau. Es steht mit über weiteren 100 Krankheiten in Verbindung. Weltweit haben etwa 55 Millionen Menschen Demenz. Die Demenz ist nicht heilbar. Es gibt nur eine begrenzte Linderung der Symptome. Sie führt zu einer Verzögerung der Krankheitsentwicklung.
Das öffentliches und wissenschaftliches Interesse an den potenziellen Vorteilen von Yoga für ältere Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) und Demenz steigt.
Yoga ist eine Körper-Geist-Praxis. Sie wirkt positiv auf die Gesundheit. Zudem wird Wohlbefinden gesteigert. Älterer Menschen profitieren besonders. Yoga mit seinen Geist-Körper-Praktiken beinhaltet:
Rezitieren von Mantras (Singen von heiligen Silben aus dem Sanskrit)
Visualisierungen
Die Übungen werden den Fähigkeiten der Praktizierenden angepasst. Für ältere empfiehlt sich zum Beispiel das Üben im Sitzen. Durch Yoga kommt es unter anderem zu einer Verbesserung von:
Muskelkraft und -ausdauer
Koordination und Gleichgewicht
Flexibilität und Geschmeidigkeit
Mobilität, Gang und Transfer
Kardiovaskulärer Gesundheit
Schlafqualität
Psychischem Wohlbefinden
Lebensqualität
Es erhöht die funktionelle Unabhängigkeit und das psychosoziale Wohlbefinden älterer Menschen.
Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit* {Diana Karamacoska, Tiffany Tan, Danielle C. Mathersul, Angelo Sabag, Michael de Manincor, Dennis Chang & Genevieve Z. Steiner-Lim: A systematic review of the health effects of yoga for people with mild cognitive impairment and dementia. BMC Geriatrics volume 23, Article number: 37, 2023} beschäftigt sich genauer mit der Wirkung von Yoga bei Demenz. Die Studie wurde an der bekannten Western Sydney University erarbeitet. Es wurde nach Auswirkungen auf die kognitive, geistige und körperliche Gesundheit gesucht. Dabei wurde auch auf die Sicherheit und Qualität der Studien geachtet.
*Bei einer Übersichtsarbeit wird eine ausführliche Recherche in den wissenschaftlichen Datenbanken wie PubMed und andere durchgeführt.
Von 1431 erfüllten zehn Studien (421 Teilnehmern) die Einschlusskriterien:
In vier Studien wurden Kundalini Yoga und Stuhl-Yoga eingesetzt
In zwei Studien kam Hatha Yoga zum Einsatz
Die Programme liefen in der Regel über 12 Wochen. Sie verglichen Yoga mit einer Kontrollgruppe. Die meisten Studien berichteten über eine Verbesserung von Kognition, Stimmung, Sicherheit und Gleichgewicht. Diese Wirkungen wurden jedoch durch das hohe Risiko der Verzerrung beeinträchtigt. Dies wurde in den einzelnen Studien auch aufgeführt.
Fazit
Yoga ist sicher und vorteilhaft für das Wohlbefinden von Menschen mit kognitiver Einschränkung oder Demenz.
Was ist die Kunst der Therapie? Sie ist die Bezeichnung für die höchste Kompetenz, die eine Therapeutin erreichen kann. Grundlegend wird umfassendes Fachwissen benötigt. Darüber hinaus gibt es noch viele Rahmenfaktoren. Sie spielen eine entscheidende Rolle. Ich zeige acht wichtige Punkte auf.
Inhaltsverzeichnis
8 Punkte
1. Qualität
Qualitätssicherungssysteme im Gesundheitssystem mit oder ohne Siegel sind Sicherungen gegen Qualitätslecks in einem Ablaufplan. Besser ist ein beständiges Monitoring durch eine Fachkollegin. Idealerweise wird durch Supervision und/oder Gruppentreffen die Ziele und Maßnahmen bei einzelnen Kolleginnen erörtert. Therapeutinnen nutzen solche Feedbacksysteme proaktiv.
2. Individuum
Codierungen im Gesundheitssystem dienen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten. Für die Diagnose und Therapie sind sie nicht förderlich. Individuelle Personen mit gleicher Grunderkrankung haben Unterschiede in der Diagnose. Die Therapie muss das Individuum als auch die diagnostischen Feinheiten widerspiegeln.
3. Wissenschaft
Die wissenschaftliche Belegbarkeit gilt für bestimmte Therapien in Bezug zu einer Größe an Menschen. Sie sind nicht eins zu eins auf jeden Menschen anwendbar (erfahre mehr über individuelle Einflussfaktoren in meinem Artikel „wirksame Alternativen in der Traumatherapie„).
Wissenschaftliche Belegbarkeit
Wissenschaftliche Arbeiten dienen der Steigerung des gesicherten Wissens. Ich nutze diese in meinen Artikeln und in meiner täglichen therapeutischen Tätigkeit. Sie zeigen die Wirksamkeit verschiedener Anwendungen in der Therapie. Das Gelernte wird bewertet und in den Kontext des vorhandenen Wissens gestellt. Die Anwendung muss individuell geprüft werden.
Zu berücksichtigen ist auch, daß 68 Prozent der Forschung und Entwicklung in den OECD-Ländern durch die Industrie übernommen werden{Science Check in der Higgs Zeitschrift}.
4. Behandlungsschemata
Behandlungsschemata sind grobe Orientierungshilfe für die Berufsanfängerin. Mit Hilfe einer Fachkollegin wird ein solches Schema angepasst. Ziel eines Schemas ist die Verfeinerung und Differenzierung.
5. Personal
Ein Personalwechsel bei Urlaub und Krankheit ist teilweise nicht vermeidbar. Dies gilt aber nur für wirklich notwendige Therapien. Dann sollte eine persönliche Übergabe erfolgen in der idealweise beide Therapeutinnen gemeinsam therapieren.
Wie auch in anderen therapeutischen Bereichen sollte nach zwei oder drei Terminen eine Behandlungsvereinbarung getroffen werden. Ein Abbruch kann nur in gegenseitigem Einvernehmen statt finden.
6. Diagnose und Befund
Eine Behandlung auf Basis einer Heilmittelverordnung oder eines Rezepts ist nicht fachgerecht. Jede Patientin hat Anspruch auf einen Befund. Neben den technischen Daten ist ein ausführliches Gespräch wichtig. Hierbei werden verschiedene Kontexte, wie zum Beispiel auch psychosomatische oder psychosoziale, mit einbezogen. Es sollte für die Therapie ein Raum geschaffen werden, in dem sich die Patientin sicher und geborgen fühlt.
Die Befundaufnahme kann durchaus mehr als einen Termin beanspruchen. Re-Befundungen sichern den Therapieverlauf. Im Abschlussbefund wird erfasst, welche Ziele erreicht wurden.
7. Fehler auf der Verordnung
Nicht selten wird in einem Befund ein von der Verordnung abweichender Zustand festgestellt. Das erfordert eine entsprechende Information zur Ärztin oder anderem Fachpersonal. Es werden die datenschutzrechtlichen Notwendigkeiten berücksichtigt. Informationen der Patientinnen unterliegen der absoluten Verschwiegenheit.
8. Zeit
Eine Therapieeinheit benötigt schon aus rein motorischen Gründen mindestens 60 Minuten. Aber auch andere Verfahren sind nicht schnell und sicher durchzuführen.
Lehr- und Lernverfahren
Viele Patientinnen fühlen sich in der Therapie nicht verstanden. Vielleicht ist Dir das auch schon mal so gegangen. Die Gründe dafür sind sehr einfach: Jeder blickt aus seinem Winkel und erklärt ein und Dasselbe ganz unterschiedlich. Die Mediziner schauen auf die medizinischen Parameter, die Therapeutinnen auf objektive Daten, und die Patientin erlebt das eigene Empfinden.
Da liegt es fast schon in der Natur der Sache, dass es hier zu Differenzen kommt. Kommen dann noch Fehler in der Vermittlung von Informationen dazu, wird die Schräglage noch größer. Und nicht selten fallen sprichwörtlich Patientinnen einfach „hinten runter“. Ich setze mich deshalb für mehr Kompetenz in der Diagnose und Therapie ein:
Die Aussage von Patientinnen ist vollumfänglich aussagekräftig, wenn die Therapeutin ihre Sprachkompetenz entsprechend ausbildet.
Es gibt viele geeignete Fragetechniken und Erklärungsmodelle, die Therapeutinnen erlernen können.
Kommunikationskompetenz in der Diagnose und Therapie
Die Erwartung von Patientinnen fachlich korrekt geführt zu werden ist absolut verständlich.
Therapeutinnen können geeignete Lehr-/Lernverfahren erwerben.
Von einer Patientin kann ich nicht erwarten, dass sie subjektive Empfindungen objektiviert. Du siehst weiter unten, warum das auch gar nicht möglich ist. Du brauchst in der Therapie, in der Übung und im Training nur die Bereitschaft, Dich auf eine therapeutische Reise einzulassen. Und nicht wenige Patientinnen berichten mir, dass ihnen das ganz neue Lebensräume erschlossen hat.
Subjekt und Objekt
Das subjektive Empfinden, die objektive Wahrnehmung und die medizinischen Parameter stehen in einer Beziehung. Aber wir können sie nicht gleichsetzen. Diesen Fehler machen nicht nur Laien, sie ist besonders auch bei Gesundheitsprofis zu beobachten.
REINER SCHWOPE
Entwickelt wurde das Modell für Patientinnen mit Herz-/Kreislauferkrankungen. Ich nenne es die therapeutische Triangel. Das Grundprinzip ist für jede Therapie, Gymnastik, Übung oder Training geeignet. Ich erkläre Dir erstmal, wie es bei Patientinnen mit Herzerkrankungen eingesetzt wird.
Es besteht grundsätzlich die Schwierigkeit das subjektive Empfinden zu den objektiven Wahrnehmungen (und medizinischen Parametern) einzustufen. Deshalb brauchte es ein Mittel genau das zu tun. Wir nutzen Befragungen und Skalen. Nicht selten führen Patientinnen auf Empfehlung ein Tagebuch ihrer Empfindungen. Das erhöht die Informationsdichte für die Therapeutin deutlich.
Bei einem Ausdauertest und/oder Ausdauertraining wird nach einer bestimmten Zeit (meistens sechs oder zehn Minuten) gefragt, wie anstrengend das ist. Die meisten kennen bestimmt den Ausdauertest auf einem Standfahrrad (Ergometer). Zur Beurteilung der Anstrengung hat sich hier die Borg-Skala bewährt:
Bei einem großen Querschnitt gesunder Menschen multiplizierst Du einfach mit zehn, und Du hast die wahrscheinliche, dazu passenden Herzfrequenz. Diese lässt sich auch noch einfach messen, indem der Puls getastet wird oder eine Manschette Blutdruck und Pulswert misst.
Die objektive Therapeutin kann nun Messungen durchführen:
Herzfrequenz
Laktat im Blut: Das ist die Milchsäureausschüttung bei Energieproduktion ohne Sauerstoff
Blutdruck
Atemfrequenz
Atemtiefe
Sauerstoffsättigung
Messung und Aufzeichnung von Parametern der Lungenfunktion (Spirometrie)
Ergänzend nimmt die Therapeutin andere sichtbare Zeichen auf:
Hautdurchblutung/Schwitzen
Atemtechnik/Sprechvermögen
Bewegungsausführung
Das subjektive Empfinden der Patientin und die objektive Wahrnehmung werden nun im Kontext der medizinischen Daten (der Diagnose und verschiedenen Testverfahren) übereinander gelegt. Die Ergebnisse können unglaublich weit auseinander liegen. Denn es gibt krankheitsbedingte und psychologische{„Psychophysical bases of perceived exertion.“(BORG, G.)Medicine and Science in Sports and Exercise 1982 14 (5), S. 377–381} Einflussfaktoren, die unsere Wahrnehmung und Leistungsabgabe merklich beeinflussen.
Die natürliche Verzerrung unserer Wahrnehmung
Die Reize und Reaktionen in Deinem Körper unterliegen bewussten, halbbewussten und unterbewussten Verarbeitungsmustern. Diese können wir nur sehr begrenzt beeinflussen. Die Veränderung der Verarbeitungsmuster benötigt auch noch viel Zeit. Sie kann nur durch Therapie, Übung und Training erreicht werden kann. Einfluss haben natürlich auch Unfälle, Lebensschicksale und Erkrankungen. Wir sind Individuen, und so verarbeiten wir Reize. Ohne Reizsetzungen verändern sich keine Verarbeitungsmuster.
Es erfordert also gezielte Hilfen, wie zum Beispiel die Borg-Skala, um das subjektive Empfinden soweit zu objektivieren, dass es „messbar“ wird.
Individuelle Therapie!
Deine subjektive Wahrnehmung in der Therapie muss analysiert werden, damit wir sie verstehen und die Therapie entsprechend anpassen können. Die Therapeutin hat die Aufgabe dies individuell in der Therapie durchzuführen.
Exakte Steuerung führt zum Ziel!
Nochmal kurz zurück zu einer Herzpatientin: Will man nun eine Patientin maßvoll üben/trainieren, dann erfordert das wirklich eine genaue Steuerung. Aus dem Ergebnis des Leistungstest wird unter Berücksichtigung des subjektiven Leistungsvermögen ein Übungsplan erstellt.
Ein einfaches Beispiel
Die Patientin A empfindet die Leistung als „sehr leicht“ ist aber nach den medizinischen Werten bei 13 („etwas schwer“). Die Therapeutin hilft die Körperwahrnehmung zu sensibilisieren und die Leistungsanforderung in den Fokus zu nehmen. Bei gleichem 13er medizinischen Wert empfindet Patientin B die Anstrengung als „sehr, sehr schwer“. Hier sucht die Therapeutin nach Gründen und hilft der Patientin diese gezielt anzugehen. Beide Beispiele sind natürlich eine grobe Vereinfachung.
In der Übung wird jeder Patientin dann ein eigener Plan erstellt. Es ist ein exakter Widerstand in einer bestimmten Geschwindigkeit für eine bestimmte Zeit zu halten. Hier ein Beispiel: Dauertechnik auf dem Ergometer mit 50 Watt für 10 Minuten Tempo 80 Umdrehungen.
Man muss es quasi auf den Punkt bringen. Will man nun bei der gleichen Frau die Fettverbrennung anregen, sind die Daten anders: 30 Minuten 15 Watt Tempo 60 Umdrehungen. Die Werte variieren im Verlauf der Therapie. Regelmäßige meist wöchentlich Re-Befundungen sind dafür nötig. Unterschiede in der Tagesform werden trotzdem berücksichtigt.
Doch neben den Zielen ist es genauso wichtig die individuellen Parameter mit einzubeziehen. Erst im Prozess der Zeit, also des Übens oder Trainierens steuert man langsam in Richtung der objektiven Parameter. Die Begleitung ist also ein zentraler Bestandteil in der Therapie.
Effektive Übung/Training erfordert exakte Dosierung. Das Einbeziehen der individuellen Empfindungen ist sehr wichtig. Eine Übung, eine Gymnastik oder ein Training sind idealerweise genau so angepasst, das sie Dir entspricht. Landläufig sagen wir dann gern: Trainiere im grünen Bereich. Wir führen den Körper aus der „Komfortzone“ heraus ohne ihn zu überfordern. Diese Steuerung erfordert viel Feingefühl. Therapie, Übung und Training darf und muss den Körper genau da „kitzeln“, wo das Ziel liegt.
Was ist mit den anderen motorischen Bereichen?
Am Beispiel der Ausdauer konnte ich Dir zeigen, wie eine exakte individuelle Übung- und Trainingssteuerung funktioniert. Nun, auch wenn sich die Parameter ändern, das Prinzip bleibt für alle motorischen Beanspruchungen gleich:
Flexibilität („Dehnfähigkeit“ und Gleitfähigkeit der Strukturen)
Koordination
Intramuskulär (in einem Muskel)
Extramuskulär (mehrere Muskeln)
Ganzkörper/Körperteile (Bewegungsmuster)
Gleichgewicht
Kraft
Schnelligkeit
Bevor ich auf die Anwendung im Bereich der Therapie komme möchte ich noch eine andere Frage beantworten:
Trainingssteuerung in der „Fitnessindustrie“ und im Breitensport
Fachleute kennen im Prinzip keine Fitness. Und Breitensport dient der Breite der Bevölkerung. Es ging bei den historischen Entscheidungen (Beispiel Trimm-Dich 130 Bewegung) mehr um eine Massenbewegung. Die Masse sollte sich mehr bewegen. Egal wie und wie effektiv. Und im Fitnessstudio möchte man das Anforderungsprofil auch nicht zu hoch ansetzen, denn damit holt man seinen Kundinnen durchaus aus einer „Komfortzone“.
Fitness
Fitness wird im Allgemeinen das körperliche und oft auch geistige Wohlbefinden verstanden. Es ist das Vermögen aus, im Alltag leistungsfähig zu sein und Belastungen standzuhalten.
Steuerung in der Therapie
In der Therapie ist die Steuerung nochmal deutlich komplexer als beim Üben oder im Training. Auf Basis der ärztlichen Diagnose wird ein detaillierter Befund erstellt. Jede Patientin ist mit ihrem Körper, ihrem Geist und ihrer Seele einzigartig. Die sehr differenzierten therapeutischen Ziele müssen mit individuellen Maßnahmen ausgeführt werden. Dabei ist das aufmerksame Wahrnehmen, sich Zeit nehmen und selber in Ruhe sein unabdingbar.
Es gibt viele Befindungen zu berücksichtigen. Denken wir an den Schlaf, wie erholt wir sind oder ob wir voller Tatendrang sind. All dies muss individuell erfasst werden. Ein besonders Befinden wird noch genauer beleuchtet. Es ist der Schmerz. Der Schmerz ist ein wichtiges Signal des Körpers und/oder der Seele.
Schmerzen
Besonders das Schmerzempfinden ist in der Therapie zu berücksichtigen. Deshalb wird die Schmerzquantität und -qualität genau erfasst. Sie wird zeitlich Verlauf erfasst. Dadurch kann man den Verlauf oder die Therapie kontrollieren.
Schmerzintensität
Wie stark ist der Schmerz? Zur Erfassung kann eine Schmerzskala verwendet werden.
Therapie findet grundsätzlich im schmerzfreien Bereich statt. Es gibt nur sehr wenige begründete Ausnahmen. Beispiele sind die Triggerpunktbehandlung, Bindegewebsmassage und das Training bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit.
Schmerzqualität
Schmerzen sind primär sensorische Wahrnehmungen. Sie sind stechend, brennend, drückend, ziehend, pochend, hämmernd, pulsierend, schneidend,… und werden von den Schmerzrezeptoren vermittelt. Die als Nozizeption bezeichnete Schmerzwahrnehmung gibt Hinweise auf die Ursache für die Krankheit (Ätiologie). Sind die Nerven selber betroffen, dann handelt es sich um neuropathische Schmerzen. Sie sind häufig kribbelnd, brennend oder elektrisierend.
Schmerzkontexte und Affekt
Schmerzintensität und Schmerzqualität werden zudem in einen Kontext mit den Alltagsaktivitäten, der Schlafqualität, den Stimmungen und der Belastung erfasst.
Die Schmerzen führen zu einer Veränderung der Gemütslage (Affekt). Wir empfinden Schmerzen als heftig, quälend, lähmend, vernichtend. Aus diesem Grund wird auch erfasst, wie der Schmerz toleriert wird.
Schmerzakzeptanz
Schmerzen und die Schmerzwahrnehmung werden grundsätzlich nicht manipuliert! Schmerzen sind Zeichen einer krankhaften Veränderung, einer Überbelastung oder einer geweblichen Veränderung.
Im Einzelfall kann eine Schmerzschulung erforderlich sein. Ein leicht ziehender Schmerz bei einem Training der peripheren lokalen Ausdauer bei Zustand einer peripheren Durchblutungsstörung ist zielführend. Eine Schmerzunterdrückung zum Beispiel durch Medikamente ist bei Überlast nicht günstig.
In der Praxis hat sich das Führen eines Schmerztagebuches bewährt. Wichtig ist auch die Berücksichtigung einer Schmerzmedikation.
Schmerzlokalisation
Wo im Körper ist der Schmerz?
Es werden die schmerzhaften Areale und die ausstrahlenden Schmerzen notiert.
Wachstumsschmerzen, Frakturen, Fissuren, Osteoporose, Osteochondrome, Osteosarkome, multiples Myelom bzw. Plasmozytom
Veränderungen bei einer Erkrankung
Weiter oben bin ich von einer regulären und in gewisser Weise vorhersagbaren Triangel ausgegangen. Merkmal einer Erkrankung ist aber die Veränderung der Vorhersagbarkeit. Die „gesunde“ Einheit von subjektiven Empfinden, objektiver Wahrnehmung und medizinischen Daten geraten mit der Erkrankung in ein zunehmendes Ungleichgewicht. Oder andersherum gesagt, das zunehmende Ungleichgewicht ist eins der wesentlichen Symptome einer Erkrankung.
Für eine patientenorientierte Therapie ist das Dreieck aus medizinischen Parametern, der objektiven Wahrnehmung und dem subjektiven Empfinden maßgebend.
Alternativmedizin und Komplementärmedizin sind Ergänzungen zu den Diagnosetechniken und Behandlungsmethoden der Schulmedizin. Sie sind Erweiterungen zu der Medizin, wie sie im Medizinstudium oder an Fachschulen unterrichtet wird. Sie stehen prinzipiell nicht im Gegensatz, wie manche Schulmediziner behaupten. Daher auch der französische Begriff Komplementär (complémentaire) = ergänzend. Es sind verschiedene Verfahren wie Naturheilkunde, Körpertherapieverfahren, Entspannungsverfahren aber auch Yoga und die traditionelle chinesische Medizinen (TCM). Die Osteopathie als auch die Craniosacrale Therapie finden wir sowohl in der Schulmedizin als auch bei den alternativen Verfahren.
Wenn eine Therapie von anderen durch gesellschaftlich oder gruppenspezifisch negativ bewertete Merkmale charakterisiert wird, wird sie dadurch diskriminiert.
Komplementärmedizin und integrative Gesundheitsansätze sind eine Gruppe verschiedener medizinischer und gesundheitlicher Systeme, Praktiken und Produkte, die derzeit nicht als Teil der konventionellen Medizin angesehen werden. Im Englischen hat sich der Begriff Complementary Integrated Health, kurz CIH, etabliert.
Die Patientin im Mittelpunkt
Im neueren Verständnis steht die Patientin mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt. Das nennt man Patienten zentrierte Versorgungsmodelle. Dies ist ein weiterer Punkt für ergänzende Therapieverfahren. Denn es verändert sich allmählich die Art und Weise, wie Therapiepläne für Patientinnen entwickelt werden. Anfänglich standen dabei nur Therapien im Fokus, die im Studium unterrichtet wurden. Dies sollte zu einer „Patienten zentrierten Wissenschaftlichkeit“ führen.
Mittlerweile hat sich der Blick jedoch deutlich geweitet. Es werden nicht nur rein evidenzbasierte Techniken unterstützt. Es geht heute mehr um die Frage, wie der individuelle Mensch mit seinem Trauma unterstützt werden kann.
Evidenzbasierte Medizin
„Auf empirische Belege gestützte Heilkunde“ (englisch: evidence-based medicine) soll die Wirksamkeit der medizinischen Therapie durch wissenschaftliche Belege sichern. Dabei werden verschiedene Wirksamkeitsgrade (Evidenzgrade) unterschieden.
Es sind moderne Therapieansätze aus den USA, die auf uralten Verfahren basieren. Sie wirken auf Körper, Seele und Geist durch Achtsamkeit. Die Körperwahrnehmung, Ruhe und Bewegung in Alltagssituationen wird bewusst wahrgenommen und durch entsprechende Verfahren ergänzt. Hier steht vor allem der Aspekt der Selbstfürsorge im Mittelpunkt. Dabei werden die eigenen Ressourcen behutsam und achtsam eingesetzt.
Über den Umweg der klinischen Psychologie gab es jedoch einen Zustrom von Geist-Körper-Ansätzen. Bekannt sind diese aus der traditionellen chinesischen Medizin, der buddhistischen Psychologie und der Energiemedizin (u.a.):
Meditations- und Entspannungstechniken
Achtsamkeits-, Akzeptanz- und Bindungstherapie
Augenbasierte Desensibilisierung und Wiederaufbereitung von Bewegungen
Ist eine Zusammenfassung von Primärstudien. Die Daten werden strukturiert, und Informationen aller Daten werden in den Metadaten gebündelt. Daraus entsteht eine Gesamtaussage aller Studien. Sie enthält quantitative und statistische Aussagen. So werden vorliegende Forschungsarbeiten zusammengefasst und präsentiert.
In dieser wurden dreiunddreißig Studien mit insgesamt 1329 Teilnehmern überprüft. Der wissenschaftliche Nachweis des Nutzens für eine posttraumatische Belastungsstörung war
Und auch nicht so bekannte Verfahren, wie die Musiktherapie zeigen positive Ergebnisse{„Trauma-Informed Care in Music Therapy: Principles, Guidelines, and a Clinical Case Illustration“( Annie Heiderscheit, Kathleen M Murphy)Music Therapy Perspectives 21 July 2021}, wenn die Therapeutin angemessen geschult ist. Das Verfahren der narrativen Expositionstherapie stammt aus Schwer- und Mehrfachtraumatisierung insb. organisierter Gewalt (Krieg){„Investigating the Efficacy and Experiences With Narrative Exposure Therapy in Severe Mentally Ill Patients With Comorbid Post-traumatic Stress Disorder“(Maria Mauritz, Peter Goossens, Ruud Jongedijk, Hester Vermeulen and Betsie van Gaal)Psychological Therapies, a section of the journal Frontiers in Psychiatry 28 April 2022}.
Du bekommst immer eine individuelle Unterstützung durch mich. Am Anfang beginnen wir immer mit einer ruhigen und ausführlichen Befundaufnahme. Im Prozess praktiziere immer mit besonderem Aspekt auf Deiner Sicherheit. Dazu gehört die Anwendung der non violent Communication nach M. Rosenberg, also die Anwendung der gewaltfreien Kommunikation.
Advanced craniosacrale Therapie
Die Craniosacral Therapie ist ein sanfter, praktischer Ansatz zur Bewertung und Verbesserung des Craniosacral-Systems. Das besteht aus den Membranen und der Zerebrospinalflüssigkeit. Es umgibt und schützt das Gehirn und das Rückenmark.
Craniosacrale Therapie
CST kommuniziert mit Zellen, Gewebe, Organe und den gesamten Organismus. Veränderungen, wie zum Beispiel Spannungserhöhungen, können beeinflusst werden. In der Folge werden Schmerzen gelindert und Störungen der Funktion behoben. Es werden die natürlichen und angeborenen Heilungsprozesse des Körpers angeregt. Die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des ganzen Körpers wird gesteigert. Die Lebensqualität und Gesundheit werden gesteigert.
Somatoemotionale Tiefenentspannung
Der Somatoemotional Deep Release ist die Kommunikation mit den Zellen, Geweben, Organen und den gesamten Organismus mit der Frage nach Emotionen, Erinnerungen und Seelenerfahrungen, welche die natürliche Entfaltung des Individuums behindern.
Somatoemotional deep release
Viele körperliche Symptome können nicht vollständig gelöst und geheilt wurden, bis auch eine Emotionen, Erinnerungen und Seelenerfahrungen gelöst sind. Geeignet ist die Technik bei chronischen Erkrankungen und subklinischen Mustern. Das können schwache Immunität, Energiemangel, mangelndes Selbstvertrauen, Depressionen oder Angstzustände sein.
Es besteht eine Verbindung zwischen physischem Gewebe und emotionalen und mentalen Aspekten. Diese können durch entsprechende Techniken der Kommunikation und Körperarbeit erreicht werden. Diese vereinen physikalische Therapie oder Psychotherapie. So können alle Aspekte der menschlichen Natur (physisch, mental, emotional und spirituell) erreicht werden. Kernmerkmal ist die Absichtslosigkeit, Hier- und Jetztsein, Sanftheit und Kreativität. Es fördert Heilungsprozesse bei Krankheit, hilft Probleme zu lösen und unterstützt das persönlichen Wachstum. Ziel ist das Erreichen eines erfüllten Lebens mit gesunder Körperaktivität, Körperhaltung und Bewegung. SomatoEmotional Release® und die Werkzeuge von CST kombinieren alle – in einem Ansatz, der enorme Veränderungen und Wachstum im Leben einer Person ermöglichen kann.
Ergänzende Techniken
Zur Schmerzlinderung setzte ich häufig die Tiggerpunktbehandlung ein. Zum Energieausgleich nutze ich die Akupressur (Punkte aus der traditionellen chinesischen Medizin).
Durch meine langjährigen Erfahrung nutze ich auch alle Formen der Bewegung für Deinen Heilungsprozess. Hier suchen wir nach einer für Dich geeigneten Form. Häufig setzte ich dabei Yoga oder Tai Chi/Qi Gong Übungen ein. Es gibt aber aus der klassischen Übungstherapie und Trainingstherapie viele nutzvolle Unterstützungen. die den Heilungsprozess deutlich beschleunigen können.
Je nach Notwendigkeit unterrichte ich Entspannungsverfahren (Autogenes Training, progressive Muskelentspannung,…) oder Tiefenentspannungsverfahren(Tra Tak), Atemübungen, Meditation und Achtsamkeitsübungen.
Manchmal nutze ich auch Elemente aus der Theatertherapie oder Musiktherapie.
Psychoeducation
Psychoedukation (PE) ist die Intervention mit systematischer, strukturierter und didaktischer Wissensvermittlung für eine Krankheit und ihre Behandlung. Es werden die emotionale und motivationale Aspekte integriert, um Patienten zu befähigen, mit der Krankheit umzugehen und ihre Therapieadhärenz und -wirksamkeit zu verbessern.
Narrative Expositionstherapie (NET)
Durch intensives Wiedererfahren wird die Erfahrung aktualisiert. Gedanken, Gefühle, Bedeutungen, Empfindungen, Körperhaltung werden verbunden. Es werden alle Elemente der negativen Erlebnisse in der Distanz aktiviert, bis das Erlebte sich einordnen, begreifen und benennen läßt.
Die schematische Anwendung einer oder mehrerer Elemente ist nicht geeignet, da sie nicht auf das Individuum angepasst ist.
Der Oberschenkel hat einen langen Schaft der oben abknickt: Der CCD-Winkel verändert die Ausrichtung um 126° nach innen. Der wichtigste Grund ist eine Vergrößerung des Abstandes zwischen dem Hüftkopf und den Muskelansatzflächen. Die Muskeln setzen am großen und kleinem Rollhügel sowie am Schaft und weiter unten an. Die Rollhügel und der Schaft werden durch den Hals vom Hüftkopf entfernt. Damit liegen sie weit entfernt vom Drehpunkt des Hüftgelenkes im Hüftkopf.
Der Oberschenkelknochen
CCD-Winkel
Der Begriff CCD-Winkel setzt sich aus Caput (Kopf), Collum (Hals) und Diaphyse (Schaft) des Oberschenkel (Femurs) zusammen. In der Norm hat der Winkel 126°.
Der Grund für die Form
Die Entfernung vom Drehpunkt erhöht die Hebelkraft des Muskels. Das bekannteste Beispiel am menschlichen Körper ist die Kniescheibe. Ohne sie könnten wir gar nicht aufstehen, der Muskel wäre zu schwach. Wir selber können die Hebelwirkung gut feststellen, wenn wir eine Wasserflasche nah am Körper und dann mal weit entfernt halten. Je weiter sie vom Körper weg ist, desto mehr müssen die Muskeln halten. Das kann man gut spüren.
Der Lastarm ist lang
Lastarm und Kraftarm im Modell
Je größer der Abstand vom Drehpunkt, desto effektiver wirken die Kräfte des Muskels. Da das Bein sehr lang ist und die Muskeln effektiv arbeiten sollen, benötigen sie also eine entsprechende Verlängerung vom Drehpunkt. Am Schultergelenk sind die Knochenauswüchse sehr viel kleiner.
Muskeln müssen trotzdem extrem stark sein
Der Rollhügel hat den medizinischen Namen Trochanter von griechisch Τροχος Trochos = Rad (Rolle). Es ist ein massiver Knochenauszug.
Eine Sehne klebt nicht am flachen Knochen. Biomechanisch könnten so keine Kräfte übertragen werden. Und die einwirkenden Kräfte auf den Oberschenkelknochen sind wirklich massiv. Je größer der Auszug und je punktueller, desto massiver sind die Kräfte. Am Oberschenkel, lat. Os femur, haben wir die größten Auszüge des menschlichen Skeletts. Die Tuberkel und Rauhigkeiten (Tuberositas) des Femurs bieten Ansätze für wirklich sehr kräftige Muskeln.
Von diesen Tuberkeln haben wir am oberen Oberschenkel zwei: Einen großen Trochanter major und einen kleinen Trochanter minor. Dort setzen Muskeln an und die Knochen werden quasi „heraus gezogen“. Der Trochanter minor ist Ansatz für den Hüftbeugemuskel. Am Trochanter major setzen die Abspreizmuskeln an. Abspreizen ist im Alltag nicht so primär und dafür brauchen wir auch nicht unbedingt diese massive Kraft. Aber wir benötigen die Kraft bei Anheben des anderen Beines, damit das Becken auf der Seite nicht absinkt.
Femur proximal mit Trochanter major und minor
Der CCD-Winkel ist altersabhängig
CCD-Winkel von vorn
Der normale Winkel ist 126°. Sind wir jünger, dann ist er größer. Im Alter nimmt er ab. Das führt dazu, daß die Muskeln nicht mehr in ihrer normalen Länge arbeiten können. Die innere Knochenbälkchenstruktur verändert sich leider auch, was zusammen mit dem „härteren“ Winkel bei einem seitlichen Aufprall auf den Rollhügel viel schneller zu einer Schenkelhalsfraktur führt.
Erst beim Anklicken wird eine Datenverbindung zu YouTube aufgebaut
Messung des CCD – Winkels
Der CCD-Winkel kann in einem Röntgenbild bei Beachtung der exakten Ebene beurteilt werden. Im klinischen Bereich wird dafür eine Beckenübersichtsaufnahme erstellt. Die Aufnahme erfolgt ap von anterior (vorn=a) nach posterior (hinten=p). Dabei ist die Körperebene als auch die Beinachse zu berücksichtigen.
Eine erfahrene Therapeutin kann die Winkel durch einen Bewegungs- und Tastbefund erstellen. Dies wird in der programmierten Untersuchung des Bewegungsapparates erlernt. Allerdings benötigt die Praktikerin genügend Erfahrung.
Weitere Rotation
Der Oberschenkel macht zusätzlich noch eine Eigendrehung um seine eigene Achse in seiner Längsrichtung. Diese Antetorsion beträgt in der Regel 11°. Der Winkel muss bei der Berechnung des CCD-Winkel berücksichtigt werden.
Einteilung und Fachsprache
In der medizinischen Fachsprache spricht man bei einem CCD-Winkel über 130-135° von Coxa valga (valgus = schief), bei < 120° von Coxa vara (varisch=auswärtsgebogen). Die Einteilung nach der ICD 11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) gültig seit 01.01.2022:
FA31.0 Valgusdeformität, anderenorts nicht klassifiziert Coxa valga
FA31.1 Varusdeformität, anderenorts nicht klassifiziert Coxa vara
LB74.3 Angeborene Coxa vara
LB74.4 Angeborene Coxa valga
Seitliche Zuggurtung
Die Zuggurtung des Tractus iliotibilais verläuft vom Becken zum Unterschenkel und überspannt den Trochanter major
Der große Trochanter ist seitlich gut zu spüren. An diesem setzten die Abspreizmuskeln an. Über den Rollhügel zieht das große Band der Zuggurtung vom Unterschenkel zum Becken. Das ist ein großes flaches Band. Dieser Traktus Iliotibialis spannt und unterstützt so die Muskeln beim Einbeinstand. Der kleine Rollhügel für den Hüftbeugemuskel ist nicht so prominent auf der Innenseite des Oberschenkels (Os Femur).
Sekundärer Vorteil der besonderen Form des Oberschenkels
Die L-Form des Oberschenkels hat noch einen zweiten großen Vorteil. Sie ermöglicht einen hohen Freiheitsgrad für das knöcherne Gelenk. Im Gegensatz zur Schulter ist die Pfanne beim Hüftgelenk relativ groß und umschließt so einen Teil des Kopfes ganz gut. Bei einem geraden Oberschenkel würde dies den Freiheitsgrad (Bewegungsfähigkeit) einschränken. Der von seitlich eingeführte Kopf ermöglich im Alltag große und weite Bewegungen bei guter Knochenführung.
Folgen der Veränderung des CCD-Winkel
Eine Veränderung des CCD-Winkel ist eigentlich überhaupt noch gar nicht so schlimm. Aber selbst Medizinerinnen identifizieren dies als Problem. In der Praxis zeigt sich eine deutlich komplexere Problematik.
Der Knochenbau verändert sich im ganzen Körper
Unser Knochenbau verändert sich im ganzen Körper. Dies ist an vielen Körperstellen zu erkennen (Kopf, Rumpf, Becken). Es ist demnach ein gesamter Blick auf die Strukturen sinnvoll. Zum einen ist eine Beurteilung der Längen, Breiten und Tiefen sowie der Knochenrotationen elementar. Diese unterliegen bedingt den funktionellen Belastungen, die wir im Alltag erfahren (Beruf, Alltag). Weit größer sind die Auswirkungen auf die Weite und Offenheit der verschiedenen Faszien (Kapsel, Bänder, Gelenke, Muskeln). Hier kann es zu größeren funktionellen Einschränkungen kommen. Diese in Verbindung mit einer Veränderung des CCD-Winkel führen zu weiterführenden Problemen, wie zum Beispiel einer Schleimbeutelentzündung am großen Rollhügel oder einem Piriformis-Syndrom.
Funktionsdefizite machen das Problem
Den funktionellen Zusammenhang kann man deutlich spüren. Der große Rollhügel ist bei gut gestreckter Hüfte vorn, bei einer Hüftbeugeeinschränkung viel weiter hinten. Die funktionelle Beurteilung und Befundung ist also elementar bei einer Veränderung des CCD-Winkel und weiterführenden Problemen.
Behandlung und Therapie bei Veränderungen des CCD-Winkel
Die gute Nachricht
Eine Behandlung ist wirklich zielführend. Zum einen können die belasteten Strukturen gezielt behandelt werden und die funktionellen Defizite sind durch verschiedene Techniken/Übungen sehr gut zu therapieren.
Ein leichtes Jucken, ein Kribbeln entlang der Rippen – kaum beachtet, schnell vergessen. Doch manchmal verbirgt sich dahinter mehr: Schmerzen, die stechen, brennen oder wie ein enger Gürtel um den Brustkorb ziehen. Sie kommen plötzlich, verstärken sich beim Atmen, Husten oder sogar beim Lachen – und lassen viele Betroffene an das Schlimmste denken.
Fallbeispiel: Frau M., 54 Jahre, erinnert sich: „Es begann mit einem leichten Kribbeln unter der rechten Brust. Ich dachte an einen Muskelkater vom Gartenarbeiten. Doch nach einigen Tagen wurde daraus ein stechender Schmerz, der wie ein Band um meinen Brustkorb zog. Beim tiefen Einatmen oder Husten zuckte ich jedes Mal zusammen. Die Angst, einen Herzinfarkt zu haben, war plötzlich sehr real.“
Solche Geschichten sind kein Einzelfall. Neuropathische Schmerzen im Bereich der Brustwand werden oft fehlgedeutet – nicht selten vergeht wertvolle Zeit, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Die Symptome sind vielfältig und können von harmlos bis bedrohlich reichen.12
Neuropathisch
„Neuropathisch“ kommt von „Neuropathie“ – das ist der medizinische Begriff für eine Erkrankung oder Schädigung der Nerven. Neuropathische Schmerzen entstehen also nicht durch eine Verletzung von Knochen oder Muskeln, sondern weil ein Nerv selbst gereizt, geschädigt oder krank ist. Typisch für neuropathische Schmerzen sind brennende, stechende oder einschießende Beschwerden, die oft auch bei leichter Berührung auftreten können.1
Weil fast alle inneren Organe auf der Hautoberfläche Symptome verursachen können, denken viele zuerst an Herz, Lunge oder Magen. Doch manchmal steckt eine Interkostalneuralgie dahinter – eine Erkrankung, die oft erst erkannt wird, wenn andere Ursachen ausgeschlossen sind.3
Kurz erklärt: Die Interkostalneuralgie ist ein neuropathisches Schmerzsyndrom der Brustwand. Sie entsteht durch Reizung oder Schädigung der Zwischenrippennerven (Nervi intercostales) und äußert sich meist als ziehender, stechender oder brennender Schmerz entlang einer oder mehrerer Rippen.
Was erwartet Sie in diesem Artikel? Sie erfahren, wie sich eine Interkostalneuralgie äußert, wie sie sicher erkannt wird, welche Ursachen es gibt – und vor allem, welche Wege zur Linderung und Heilung führen. Als erfahrener Physiotherapeut teile ich mit Ihnen meine erprobten Therapieansätze, die sich in der Praxis vielfach bewährt haben. Freuen Sie sich auf fundiertes Wissen, konkrete Selbsthilfe-Tipps und praktische Übungen, die Ihnen wirklich weiterhelfen können.
Inhaltsverzeichnis
Hinweis zu meinen Artikeln
Sie finden bei mir keine schnellen Nachrichten oder oberflächlichen Gesundheitstipps. Statt eines kurzen Tweets oder Statusupdates erhalten Sie ausführliche, fundierte Artikel mit vielen Detailinformationen.
Gesundheitliche Probleme haben selten einfache oder schnelle Lösungen. Der menschliche Organismus ist hochkomplex – schon die Reduktion in einzelne Artikel ist eine Herausforderung.
Diese Sorgfalt prägt auch meine therapeutische Arbeit: Ich nehme mir Zeit für eine gründliche Befundung, individuelle Therapie, gezielte Übungen sowie für die methodische und didaktische Vermittlung.
Meine Patientinnen und Patienten schätzen genau das: Präzision, Sanftheit und Herzlichkeit – ganz nach meinem Motto:
„Fühlen Sie Ihr Wesen in Bewegung und erleben Sie Ihr Sein in der Therapie.“
Die Beschwerden machen sich meist einseitig entlang einer Rippe bemerkbar. Auch wenn es sich anfühlt, als käme der Schmerz direkt aus der Rippe, steckt in Wahrheit der Nerv zwischen den Rippen dahinter. Dieser Zwischenrippennerv verläuft wie ein feines Kabel direkt unterhalb der Rippe am Knochen entlang. Wird er gereizt oder verletzt, meldet er sich deutlich – mal stechend, mal brennend, mal ziehend. Deshalb spricht man auch von Zwischenrippennervenschmerz oder – heute meist genutzt – Interkostalneuralgie. Beides meint das Gleiche.
Die zwei Schreibweisen der Interkostalneuralgie und der Unterschied zu einer Interkostalneuropathie
Vielleicht haben Sie schon verschiedene Schreibweisen gesehen: Intercostalneuralgie und Interkostalneuralgie. Ursprünglich stammt das Wort aus dem Lateinischen („intercostal“), aber im Deutschen hat sich die Schreibweise mit „k“ durchgesetzt, weil das „c“ wie ein „k“ gesprochen wird. Gemeint ist immer das Gleiche: ein Nervenschmerz zwischen den Rippen.
Die Interkostalneuralgie beschreibt Schmerzen, die direkt im Verlauf eines Nervs auftreten – ähnlich wie bei der bekannten Gürtelrose (Herpes zoster).
Eine Neuropathie dagegen meint Schmerzen im Versorgungsgebiet eines Nervs. Das heißt: Der Schmerz kann auch entstehen, wenn der Nerv selbst gar nicht direkt geschädigt ist, sondern das Gehirn die Signale „falsch interpretiert“.
Wichtig ist: In beiden Fällen wird der Schmerz letztlich immer im Gehirn verarbeitet. Dieses Wissen ist für moderne Therapieansätze besonders wertvoll!
Um zu verstehen, wie diese Schmerzen entstehen, lohnt sich ein kurzer Blick auf unser faszinierendes Nervensystem:
Die Zwischenrippennerven
Das menschliche Nervensystem ist ein echtes Meisterwerk – und dabei gar nicht so kompliziert, wie es klingt. Im Zentrum stehen das Gehirn und das Rückenmark, die zusammen das zentrale Nervensystem bilden. Von dort ziehen unzählige Nervenfasern wie Datenleitungen in alle Bereiche des Körpers. Das Gehirn liegt gut geschützt im Schädel, das Rückenmark im Wirbelkanal der Wirbelsäule. Beide sind von schützenden Häuten (Meningen) umgeben und schwimmen in einer klaren Flüssigkeit, dem sogenannten Liquor. Diese Flüssigkeit sorgt nicht nur für Polsterung, sondern schützt das zentrale Nervensystem auch vor schädlichen Stoffen – dank der sogenannten Blut-Hirn-Schranke.
Die zerebrale Flüssigkeit ist durch die Blut-Hirn-Schranke vor dem übertitt von Stoffen besonders geschützt, was den Übertritt bestimmter Medikamente hemmt. Das Diagramm zeigt: Intrazelluläre Flüssigkeit (ICF): ca. 40 % des Körpergewichts (größter Sektor, meist grün) Extrazelluläre Flüssigkeit (ECF): ca. 20 % des Körpergewichts, unterteilt in: Interstitielle Flüssigkeit: ca. 15 % Blutplasma: ca. 5 % Transzelluläre Flüssigkeit: <1 % (sehr kleiner Sektor)
Das Rückenmark selbst ist eine lange, röhrenförmige Struktur, die aus Millionen von Nervenzellen besteht. Während der Entwicklung wächst die Wirbelsäule schneller als das Rückenmark. Deshalb endet das Rückenmark beim Erwachsenen schon etwa auf Höhe des ersten oder zweiten Lendenwirbels, obwohl die Wirbelsäule noch weiter nach unten reicht.
Das Rückenmark selbst ist eine lange, röhrenförmige Struktur aus Nervenzellen.
Die ungleiche Längenentwicklung von Rückenmark und Wirbelkanal
Das Rückenmark ist eine lange, röhrenförmige Struktur, die aus Millionen von Nervenzellen besteht. Zu Beginn der Entwicklung, im zweiten Schwangerschaftsmonat, füllt das Rückenmark den Wirbelkanal noch komplett aus. Das heißt: Die Nervenwurzeln verlassen das Rückenmark auf gleicher Höhe durch die Wirbellöcher. Doch im weiteren Wachstum passiert etwas Spannendes: Die Wirbelsäule wächst schneller als das Rückenmark. Während das Rückenmark sich nach der Zahl der Nervenzellen richtet, passt sich die Wirbelsäule den funktionellen Anforderungen des Körpers an. Deshalb endet das Rückenmark beim Erwachsenen schon etwa beim ersten oder zweiten Lendenwirbel, obwohl die Wirbelsäule noch weiter nach unten reicht
Aus jedem Wirbelsegment treten paarweise Nerven aus, die sogenannten Spinalnerven (lateinisch „spina“ für Rückenmark).
Diese Spinalnerven sind echte Multitalente: Sie steuern die Muskeln von Rumpf, Armen und Beinen (das nennt man „somatisch“), aber auch die Organe in Brust, Bauch und Becken („viszeral“). Die Versorgung von Organen, Muskeln und Geweben mit Nerven nennt man in der Medizin „Innervation“.
Rückenmark und nervale Versorgung
Das Rückenmarkssegment in Detail und noch etwas zur Entwicklung der peripheren Nerven
Das Rückenmark ist wie eine mehrspurige Datenautobahn: Im hinteren Bereich werden alle Sinneseindrücke gesammelt – etwa Berührungen, Temperatur oder Schmerz. Diese Signale laufen über die sogenannte Hinterwurzel ins Rückenmark. Der vordere Bereich ist für Bewegung zuständig: Über die Vorderwurzel werden die Befehle aus dem Gehirn an die Muskeln weitergeleitet. So sorgt das Rückenmark dafür, dass Reize und Bewegungen blitzschnell verarbeitet werden können.
Vorderhorn (Cornu anterius): Bereich für die Steuerung der Bewegung (motorische Nervenzellen)
Hinterhorn (Cornu posterius): Bereich für die Aufnahme von Gefühlsreizen (sensorische Nervenzellen)
Commisura grisea: Verbindung zwischen rechter und linker Seite der grauen Substanz
Strukturen der weißen Substanz: Leitungsbahnen für Nervenimpulse auf und ab im Rückenmark
Vorderstrang (Funiculus anterior): Nervenleitungsbahn im vorderen Bereich
Seitenstrang (Funiculus lateralis): Nervenleitungsbahn seitlich im Rückenmark
Hinterstrang (Funiculus posterior): Nervenleitungsbahn im hinteren Bereich
Commisura alba anterior / Fissura mediana anterior: vordere Verbindung und Einschnitt im Rückenmark
Sulcus medianus posterior: hintere Einsenkung in der Mitte des Rückenmarks
Canalis centralis: zentraler Flüssigkeitskanal im Rückenmark
Radix anterior (Vorderwurzel): Nervenwurzel für motorische Signale (Bewegung)
Radix posterior (Hinterwurzel): Nervenwurzel für sensorische Signale (Gefühl)
Ganglion sensorium nervi spinalis: Nervenknoten mit Zellkörpern der sensorischen Nerven
Ursprünglich hatte jede „Scheibe“ des Körpers ihren eigenen Nerv – wie bei den ersten Wirbeltieren. Im Laufe der Entwicklung hat sich dieses System an die Bedürfnisse des Menschen angepasst. Heute sind die Versorgungsgebiete flexibler verteilt, damit jede Region optimal versorgt wird. Ein Vergleich von Oberflächen- und Nervenverlauf zeigt, wie raffiniert unser Körper organisiert ist.
Zwischen jeweils zwei Wirbeln verlässt ein Paar Spinalnerven den Wirbelkanal – insgesamt gibt es beim Menschen meist 31 Paare. Im Brustkorb verlaufen auf jeder Seite elf Zwischenrippennerven. Jeder dieser Nerven bildet mit den Rippen eine Art „Versorgungsscheibe“, die von hinten oben nach vorne unten reicht. Die Zwischenrippennerven verlaufen gut geschützt gemeinsam mit den Blutgefäßen direkt unter der Rippe – so robust, dass sie meist keine eigene Hülle (Faszie) brauchen.
Erster Interkostalnerv und das Halsnervengeflecht
Eine Besonderheit gibt es beim ersten Zwischenrippennerv: Er ist mit dem Nervengeflecht des Arms (Plexus brachialis) verbunden, aus dem alle Armnerven entspringen. Die übrigen Zwischenrippennerven verlaufen dagegen ganz segmental, also von Wirbel zu Wirbel, ohne sich mit anderen Nerven zu vermischen.
Versorgungsentwicklung der Extremitäten
Für die Versorgung der Arme und Beine haben sich im Laufe der Entwicklung komplexe Nervengeflechte gebildet – das Hals-, Lenden- und Beckennervengeflecht. Erst von diesen Geflechten ziehen die Nerven in die Arme und Beine, damit alle Muskeln und Hautareale optimal erreicht werden.
Die Versorgungsgebiete der Interkostalnerven
Die Zwischenrippennerven steuern nicht nur die Muskeln zwischen den Rippen (Interkostalmuskeln) und an der Bauchwand, sondern melden dem Gehirn auch, wenn wir etwas an der Haut, an der Brust oder im Bauch spüren.
Die sensiblen Nervenfasern nehmen Eindrücke auf und leiten sie weiter zum Rückenmark und ins Gehirn. So vermitteln sie die Wahrnehmung von
Haut
Brust
Bauch
Rippen (Costae)
Brustfell (Pleura)
Bauchfell (Peritoneum)
Die Nerven steuern außerdem Schweißdrüsen und Blutgefäße der Brust- und Bauchwand – das läuft ganz automatisch ab und entzieht sich unserer bewussten Kontrolle. Der Sympathikus („Stressnerv“) entspringt aus dem Rückenmark, der Parasympathikus („Ruhe-Nerv“) meist aus dem Gehirn.
Bauch- und Brustfell
Das Brustfell (Pleura) ist eine doppelte Hülle im Brustkorb. Die innere Schicht, das Lungenfell, liegt direkt auf der Lunge. Die äußere Schicht, das Rippenfell, kleidet den Brustkorb von innen aus. Zwischen beiden Schichten befindet sich ein dünner Flüssigkeitsfilm, der wie ein Gleitmittel wirkt. So können sich Lunge und Brustkorb beim Atmen sanft gegeneinander verschieben, ohne dass es zu Reibung oder Schmerzen kommt.
Das Bauchfell (Peritoneum) ist die schützende Auskleidung des Bauchraums. Es besteht aus zwei Schichten: Die äußere (parietale) Schicht kleidet die Bauchwand von innen aus, die innere (viszerale) Schicht umhüllt die Bauchorgane. Zwischen beiden befindet sich die Bauchhöhle. Das Peritoneum sorgt dafür, dass die Organe geschützt, beweglich und gut gegeneinander verschiebbar sind.
Der N. subcostalis: Versorgung weit in den Bauch
Unterhalb der zwölften Rippe verläuft der Nervus subcostalis, der größer ist als die anderen Zwischenrippennerven. Er versorgt nicht nur den Bereich unter der letzten Rippe, sondern reicht mit seinen Ästen bis fast in die Leiste und sogar zur Hüfte. Dadurch steuert er wichtige Muskeln wie den quadratischen Lendenmuskel (M. quadratus lumborum), den queren Bauchmuskel (M. transversus abdominis), den inneren schrägen Bauchmuskel (M. obliquus internus abdominis) und sogar den kleinen Muskel M. pyramidalis, der für die Spannung der Bauchwand sorgt. Außerdem gibt es Verbindungen zu wichtigen Beckennerven aus dem Lendengeflecht (Plexus lumbalis), die bis in die Leistengegend reichen. Bei Schmerzen im Oberbauch sollte deshalb immer auch an eine Reizung des Nervus subcostalis gedacht werden – das wird in der Praxis oft übersehen.4
Versorgungsgebiet N. Subcostalis
Unterhalb der zwölften Rippe verläuft der Nervus subcostalis, der größer ist als die anderen Zwischenrippennerven. Er versorgt nicht nur den Bereich unter der letzten Rippe, sondern reicht mit seinen Ästen bis fast in die Leiste und sogar zur Hüfte. Dadurch steuert er wichtige Muskeln wie den quadratischen Lendenmuskel (M. quadratus lumborum), den queren Bauchmuskel (M. transversus abdominis), den inneren schrägen Bauchmuskel (M. obliquus internus abdominis) und sogar den kleinen Muskel M. pyramidalis, der für die Spannung der Bauchwand sorgt. Außerdem gibt es Verbindungen zu wichtigen Beckennerven aus dem Lendengeflecht (Plexus lumbalis), die bis in die Leistengegend reichen. Bei Schmerzen im Oberbauch sollte deshalb immer auch an eine Reizung des Nervus subcostalis gedacht werden – das wird in der Praxis oft übersehen.5
Die Nerven sind eigentlich Bündel feiner Fasern und kommen meist ohne eigene Hülle (Faszie) aus. Sie verlaufen in einem kleinen, dreieckigen Raum, der von der Rippe, der hinteren Zwischenrippenmembran und dem innersten Zwischenrippenmuskel gebildet wird.
Interkostalneuralgie oder andere Ursache
Beispiel: Schmerzen im Rippenverlauf bei der Interkostalneuralgie
Bei einer Interkostalneuralgie treten die Schmerzen typischerweise genau im Verlauf einer Rippe auf – oft wie ein Band an der Brustwand. Im Gegensatz dazu fühlen sich Schmerzen, die von inneren Organen ausgehen, eher wie flächige oder punktuelle Flecken auf der Körperoberfläche an.
Headsche Zonen
Headsche Zonen
Die sogenannten Headschen Zonen zeigen, wie raffiniert unser Körper Reize verarbeitet: Innere Organe senden ihre Signale über dieselben Nervenbahnen ans Gehirn wie die Haut. Das Gehirn kann manchmal nicht genau unterscheiden, woher der Schmerz kommt – deshalb kann sich zum Beispiel eine Entzündung im Bauch als Schmerz an der Schulter bemerkbar machen. Diese Verbindung zwischen Organen und Haut hat der englische Neurologe Sir Henry Head entdeckt; sie heißen deshalb Headsche Zonen. Später ergänzte der Physiotherapeut Robin McKenzie das Konzept um die Übertragung auf bestimmte Muskeln.
Bei Frauen sollte außerdem an Mastodynie gedacht werden – das ist ein zyklusabhängiger Brustschmerz, der meist harmlos ist, sich aber als Spannungs- oder Schweregefühl äußert. Auch Veränderungen im Brustgewebe (Mastopathie) können ähnliche Beschwerden verursachen.
Symptome: Von leicht bis sehr schwer
Meist liegt ein ziehender, anhaltender Schmerz vor. Der zieht wie ein Gürtel diagonal von hinten oben nach vorne unten. Die Höhe entspricht immer einer Rippe. Husten, Pressen, Lagewechsel und Druck auf die Rippe verstärken den Schmerz. Der Schmerz kann leicht sein oder aber auch scharf wie ein Messer. Ebenfalls möglich sind Missempfindungen oder Gefühlsstörungen.
Bei starken Anfällen kann es zu Atembeschwerden, Schweißausbrüchen, Schwindel, Panikattacken bis hin zur Todesangst kommen.
Längerfristig kommt es oft zu einer Schonhaltung. Eine Behinderung der Atemmechanik und eine Einschränkung der Lebensqualität ist zu beobachten.
Ursachen: vielfältig
1. Bei einer Rippenblockade
Der Nerv kann bereits an der Wirbelsäule komprimiert werden. Häufiger liegt eine Rippenblockierung vor. Das nennt man kurz auch Rippenblockade. Bei der Rippenblockade wird der Nerv unter Druck gesetzt, weil eine Rippe mit ihren Gelenken zur Wirbelsäule blockiert ist.
Die Rippenblockade ist genau genommen eine Gelenkdysfunktion mit neuronalen, geweblichen und muskulären Veränderungen. Die miteinander verwobenen Prozesse sind hochkomplex. Zwei Komponenten sind dabei besonders zu verstehen:
Eine Gelenksfunktionsstörung wirkt auf Rückenmarksebene und zentral im Gehirn und führt unter anderem zu einer Muskelfunktionsstörung.
Lokal gibt es entzündliche gewebliche Veränderungen.
Bei Wegfall der peripheren, geweblichebn Ursache einer Funktionsstörung kann die Speicherung der Information im Rückenmarks und/oder Gehirn weiter bestehen. Eine Rolle spielen zum Beispiel Proteinmoleküle, welche an den Nerven sowohl nach zentral als auch nach peripher wandern können. Dies führt zu einer „gespiegelte“ Entzündung in den entsprechenden Projektionenbereichen im Gehirn.
Stützzellen, Immunsystem und Nervensystem arbeiten zusammen
Gliazellen sind das Stützgerüst für die Nervenzellen. Sie sorgen für die elektrische Isolation. Und die sind für die schnelle Weiterleitung von elektrischen Impulsen unabdingbar. Seit den 2010 Jahren kam eine weitere Erkenntnis hinzu. Die Gliazellen, die Nervenzellen und die Immunzellen arbeiten zusammen. Wichtig ist das zum Beispiel für ein besseres Verständnis des Überganges von akuten zu chronischen Schmerzen.
Als Reaktion auf eine Verletzung werden Immunzellen aktiviert. Sie liegen im Gewebe oder werden mit dem Blut geliefert. Die Immunzellen bekämpfen nicht nur Krankheitserreger. Sie initiieren auch die Sensibilisierung der peripheren Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren). Sie stellen Entzündungsmediatoren her und setzen diese frei. Es kommt zur Interaktion mit Nervenbotenstoffen (Neurotransmittern) und entsprechenenden Rezeptoren. So bilden die Immunzellen, Glianetzwerk und die Nervenzellen (Neuronen) ein integriertes Netzwerk, das die Immunreaktionen koordiniert und die Erregbarkeit der Schmerzbahnen moduliert1.
Eine „Gelenkblockade“ ist eine hochkomplexe funktionelle Dysfunktion. In der Regel reagieren die Weichteile aufgrund einer Gelenkfehlfunktion, seltener ist die Gelenkmechanik selbst betroffen.
Eine entsprechende Untersuchung der Rippenblockade sollte immer von gut ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden.
2. Selten
Sehr selten sind Erkrankungen des Rückenmarkes. Häufiger sind Nervenwurzelirritationen.
3. Nach Operationen
– Am Herzen
Häufige Ursachen sind Operationen. Wobei die früher durchgeführte Brustöffnung bei einer Herzoperation (Thorakotomie2) heute nur in wenigen Fällen eine Rolle spielt. Zum einen wird mittlerweile häufig microinvasiv operiert als auch wesentlich besser medikamentös vorgesorgt. Trotzdem leiden rund 50 % der klassisch operierten Patienten langfristig. Es liegt an einer „Nervenverstopfung“, der Bildung eines gutartigen Knoten des Nerv (Neurombildung) oder an einer anhaltenden Nervenreizung3. In wenigen Fällen wird bei einer Bypassoperation am Herz die innere Brustwandarterie verpflanzt. Auch dies kann eine Interkostalneuralgie zur Folge haben4.
– Wirbelsäule
Andere operative Eingriffe sind zum Beispiel Wirbelsäulenoperationen. Jeder sechste hat danach eine Interkostalneuralgie5. Auch minimalinvasive Operationen bieten keinen letztendlichen Schutz6. Nach Unfällen wird gelegentlich eine Rippe entfernt. Rippenbrüche sind erstaunlicherweise keine häufige Ursache. Aber auch Rippenprellungen können solche Beschwerden hervorrufen.
4. Durch Entzündungen und Viren
Meisten tritt eine Interkostalneuralgie durch eine Gürtelrose auf. Doch auch andere Entzündungen können eine Interkostalneuralgie hervorrufen.
Herpes Zoster
Der Herpes Zoster ist eine Viruserkrankung mit Schmerzen, Hautausschlag und Bläschenbildung im Rippenverlauf. Erreger sind Varizella-Zosta-Viren. Sie gehören zur Gruppe der Herpes Viren. Die Erkrankung tritt meist bei Immunschwäche auf (Stress, AIDS, immunsuppressive Therapie). Der vorhandene Erreger wird durch die Immunschwäche reaktviert.
5. Durch Unfälle
Nach einem Trauma kann es auch zu einer Intercostalneuralgie kommen. Typisch ist die „Gurtprellung“ beim Auffahrunfall. Heute eher seltener durch den Einsatz der Airbags sowie bessere Gurtposition.
6. Veränderte Haltung und Schwangerschaft
Und auch körperliche Veränderungen können eine Ursache sein, Haltungs- und Bewegungsveränderungen bis hin zur Schwangerschaft78.
7. Sonstige Ursachen
Eine Verhärtung der Muskulatur (Myogelose) oder eine Blutung können auf den Nerv drücken. Erkrankungen der Wirbelsäule, wie zum Beispiel die Osteochondrose, können auch den Nerv irritieren.
Sehr selten sind Nervenreizungen durch Tuberkulose oder einen Tumor. Und noch seltener sind Fälle, wie zum Beispiel ein Lipom (gutartige Fettgeschwulst)9.
Medizinische Einteilung
Die hochkomplexe aktuelle Version der International Classifikation of Desease erlaubt eine breite Zuordnung. Im Prinzip wird grob unterschieden in Interkostalneuralgie und Interkostalneuropathie und welche Ursache vorliegt. Hier eine Übersicht der Codes:
NB30.5Y Sonstige näher bezeichnete Verletzung der Interkostalgefäße
NB30.5Z Verletzung der Interkostalgefäße, nicht näher bezeichnet
XA8E34 Interkostaler Lymphknoten
XA0WT1 Arteria intercostalis posterior
Hintere Interkostalarterie
XA1EE3 Untere (3. bis 11.) posteriore Interkostalarterie
XA14K0 Sechs vordere Interkostaläste der Arteria thoraica Interna
XA99C2 Obere Äste der sechs vorderen Interkostalästeder Arteria thoraica Interna
XA0QG6 Untere Äste der Raumanastomosen der sechs anterioren Interkostaläste der Arteria thoraica interna
Behandlung
Es wird in jedem Fall immer der Ursache spezifisch behandelt. Deshalb muss die Ursache gefunden werden. Dazu können folgende Untersuchungen gemacht werden:
Als Basis ist die palpatorische und manuelle Untersuchung unumgänglich und der Fragebefund. Dazu werden ergänzt:
Blutbild
Röntgenbild
Ultraschalluntersuchung
Computertomographie (Röntgenverfahren für Querschnittsbilder)
Myelographie (radiologische Kontrastdarstellung der Wirbelsäule und des Spinalkanals)
EKG (Elektrokardiogramm)
Allgemeine Möglichkeiten
Unspezifisch können Schmerzmittel oder Rheumamittel (nichtsteroidale Antirheumatika) verabreicht werden. Sie wirken in der Peripherie, also außerhalb von Gehirn oder Rückenmark. Auch kann man gezielt die Muskeln entspannen. Sind die Schmerzen stärker, kann man das Nervensystem mit starken Schmerzmitteln beruhigen. Unter Umständen können dabei auch Opioide verabreicht werden. Man kann den Nerv auch lokal betäuben, das geht leicht durch die relativ offene Struktur10.Die Gefahr von Komplikationen ist sehr gering11.
Eine andere Methode ist der ultraschallgesteuerter Serratus-Anterior-Block. Hier wird der M. Serratus anterior sediert. Es kommt reflektorisch zur Schmerzlinderung. Vor allem nach Traumen eine Möglichkeit der Behandlung12.
Zudem kann man auch das Rückenmark stimulieren. Dies nennt man peridurale Blockade. Zu berücksichtigen ist das hohe therapeutische Risiko. Deshalb empfiehlt sich dann eher die indirekte Blockade im Lendenbereich mit entsprechend höherer Dosierung.
Eine neue Technik hat sich bei einer Rippenfraktur als Fallbeispiel bewährt. Der Patient war sechs Monate schmerzfrei. Es ist die Kryolyse. Dabei wird zuerst lokal betäubt (mehrstufigen linksseitigen Interkostalnervenblockade) und dann mittels Führung unter einem Ultraschallgerät der Interkostalnerv vereist (zwei Zyklen von 2 Minuten Abkühlung auf eine Temperatur von -70 °C (Lachgas) mit 30 Sekunden Auftauen dazwischen)13.
Periadualanästhesie
Die Periduralanästhesie ist die regionale Anästhesie (Betäubung) des Rückenmarks. Der Name kommt vom griechischen περί peri = um ihn herum + ντούρος Duros = hart (für harte Hirnhaut ἀναισθησία anästhisia Anästhesie. Die Abkürzung ist PDA. Wird auch Epiduralanästhesie (EDA) genannt.
Ist der Nerv länger und nicht reversibel betroffen, so kann man den Nerv auch chirurgisch trennen. Als Ersatz für die Muskelsteuerung (Innervation) kann ein Nerv aus dem großen Rückenmuskel (M. Latissimus dorsi) genommen werden14. Dieses Verfahren wird nur in schweren Fällen angewendet.
Es wurden auch nervenzerstörende neurolytische Verfahren ausprobiert. Dabei wurde rückenmarksnah ein Nervengift gespritzt15. Es gibt keine positive Nachweise für den erfolgreichen Einsatz neurochirurgischer Eingriffen an der Nervenwurzel, wobei die Gefahr einer Komplikation sehr groß ist.
Effektiver zeigt sich die elektrische Zerstörung der Nervenwurzel16.
Chiropraktik/Chiropractic (engl.): Das Wort stammt auf dem altgriechischen χείρ(Chir). Entwickelt wurde die Technik Ende des 19 Jahrhunderts von Daniel David Palmer. Er war ein US-amerikanischer Mediziner. Ursprünglich für die Behandlung von „verrenkten“ Wirbeln ersonnen, wird sie heute am ganzen Körper angewendet.
Manuelle Therapie (MT): Auf Basis einer physiotherapeutischen Ausbildung erhält der Praktiker nach Absolvierung einer umfangreichen Fortbildung das Zertifikat für Manuelle Therapie. Standard ist der „IFOMPT“ (International Federation of Orthopaedic Manipulative Physical Therapists).
Osteopathie/Osteopathy: Das Wort stammt aus dem altgriechischem ὀστέον(Knochen) und πάθος (Leiden). Begründet wurde die Technik in den 1870er Jahren durch den US-amerikanischen Arzt Andrew Still. Er entwickelt manuelle Techniken für Schmerzen, Verdauungsprobleme, Menstruationsbeschwerden und andere Symptome.
Regionale oder weniger bekannte Richtungen der passiven Therapie:
Cranio-Sacral-Therapie: Das Wort stammt aus dem latainischen Cranium (Kopf) und Sacrum(Kreuzbein) hat ihre Wurzeln in der kraniosakralen Osteopathie (Osteopathy in the Cranial Field) von William Garner Sutherland. Er war US-amerikanischer Arzt und entwickelte die Technik in den 1930er Jahren. Führend in der heutigen Entwicklung der craniosacralen Osteopathie ist das Upledger Institut. Die Behandlung richtet sich an Mikroveränderungen in den Spannungen der Gewebe.
Naprapathie/Naprapathy wird hauptsächlich in den skandinavischen Ländern sowie den USA angewendet. Vorreiter ist Schweden. Sie ist fokussiert und behandelt die neuro-skeletomuskuläre Dysfunktionen.
Ortho-Bionomy ist eine vom Kanadier Arthur Lincoln Pauls entwickelte Methode. Sie vereint Elemente der Osteopathie, der Physiotherapie und der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).
Rolfing Methode: Sie fokussiert insb. auf die Faszien sowie die strukturelle Integration.
Auch wenn es erstmal so aussieht, dass es konkurrierende Verfahren zur Mobilisation einer Rippenblockade gibt, so ergibt sich in der Praxis ein ganz anderes Bild: Es kommt auf die Fachfrau oder den Fachmann an. Und für die Wahl kann ein Patient auf Erfahrungswerte zurückgreifen oder auf Empfehlungen. In jedem Fall spricht die Therapeutin immer über den Ablauf der Therapie mit dem Patienten. Erst anschließend wird behandelt.
Rippenblockade und Mobilisation nur fachgerecht!
Bei einer Rippenblockade ist die fachgerechte Mobilisation das Mittel der Wahl. Es sollte nur in wirklich fachkundiger Hand durchgeführt werden. Eine Rippenblockade ist nicht gleich Rippenblockade. Es gibt viele gewebespezifischen Veränderungen zu berücksichtigen. Zudem spielen sekundäre Einschränkungen zum Beispiel in der Halswirbelsäule oder im frontalen thorakalen Bereich (Übergang Rippen zum Brustbein) eine Rolle.
The incidence of complications in endoscopic anterior thoracolumbar spinalreconstructive surgery. A prospective multicenter study comprisingthe first 100 consecutive cases (McAfee PC , Regan JR , Zdeblick T, Zuckerman J , Picetti GD 3rd , Heim S , Geis WP , Fedder IL)Spine 01 Jul 1995, 20(14):1624-1632 ↩︎
Complicationsin thoracoscopic spinal surgery (T.-J. HuangR. W.-W. HsuC.-W.SumH.-P. LiuSurgical) Endoscopy April 1999, Volume 13, Issue 4, pp346 ↩︎
Epidural phenol in the treatment of postherpetic neuralgia (Neuendorf) J Am Osteopath Assoc. 1986 Jan;86(1):34-6 ↩︎
DREZ (dorsal root entry zone) surgery for the treatment of the postherpetic intercostal neuralgia(Spaić M, Ivanović S, Slavik E, Antić B.)Acta Chir Iugosl. 2004;51(4):53-7 ↩︎
The role of cryoanalgesia for chronic thoracic pain: results of a long-term follow up (Carmen R. Green, A. Michael de Rosayro, and Alan R. Tait) J Natl Med Assoc. 2002 Aug; 94(8): 716–720 ↩︎
Roumen RM, Scheltinga MR. Abdominal intercostal neuralgia: a forgotten cause of abdominal pain. Nederlands Tijdschrift Voor Geneeskunde. 2006;150(35):1909-1915. ↩
Gerhard Roth. Evolution der Nervensysteme und Gehirne. Spektrum der Wissenschaft 2000. ↩
Head H. On disturbances of sensation with especial reference to the pain of visceral disease. Brain. 1893;16(1-2):1-133. ↩
Roumen RM, Scheltinga MR. Abdominal intercostal neuralgia: a forgotten cause of abdominal pain. Nederlands Tijdschrift Voor Geneeskunde. 2006;150(35):1909-1915. ↩
In diesem Artikel geht es ganz um die Bewegung bei Bluthochdruck. Denn Bewegung ist das beste Heilmittel, was Du zur Verfügung hast. Doch vielleicht möchtest Du erstmal mehr über den Blutdruck erfahren, dann lese erst diesen Artikel von mir:
Es gibt Medikamente, die können den Bluthochdruck senken. Die Studien zu diesem Thema sind weit verbreitet. In der Regel besagen sie, dass Medikamente wirksamer sind als Bewegung. FALSCH! Denn die meisten Studien beziehen sich auf Menschen, die gar keinen hohen Blutdruck haben. Bei Menschen mit erhöhtem Blutdruck zeigen sich ganz andere Ergebnisse{Can exercise lower blood pressure as effectively as drugs? Medical New Today 31 December 2019}:
Das hochintensive Intervalltraining als auch moderates Dauertraining senken den Blutdruck. Es wurde getestet bei körperlich inaktiven jungen Erwachsenen, die schon eine leichte Steigerung des Blutdruckes haben. Die Ergebnisse des hochintensiven Intervalltrainings waren aber deutlich besser{„Effectiveness of High-Intensity Interval Training and Continuous Moderate-Intensity Training on Blood Pressure in Young Physically Inactive Pre-Hypertensive Adults“(Anil T John, Ph.D. Moniruddin Chowdhury†, MBBS, Ph.D. Md. Rabiul Islam, MS. Imtiyaz Ali Mir*†, MSc. Md. Zobaer Hasan, Ph.D. Chao Yi Chong, BSc. Syeda Humayra, MD. Ph.D. Yukihito Higashi, MD. Ph.D.)Preprints Posted 3 June 2022}.
Vermeide diese Bewegungen
Alle Widerstandsübungen, Halten gegen Widerstand (Isometrie), Übungen bei denen Du die Luft anhältst oder Pressatmung, Krafttraining mit hohen Gewichten sind nicht wirklich das Richtige für Dich, wenn Du die Dosierung nicht genau einhälst. Dann aber kann Isometrie durchaus wirken{„The effectiveness and safety of isometric resistance training for adults with high blood pressure: a systematic review and meta-analysis“(Harrison J. Hansford, Belinda J. Parmenter, Kelly A. McLeod, Michael A. Wewege, Neil A. Smart, Aletta E. Schutte & Matthew D. Jones) Hypertension Research (2021)}.
Dein Übungsprogramm
Idealerweise kombinierst Du für Dich die verschiedenen Ansätze in Deinem Bewegungsprogramm:
Allgemeine aerobe dynamische Ausdauer
Dynamisches Yoga
Yin Yoga
Tiefenentspannung (Soamaotemotionale Entspannung)
CV4 Griff
Periphere dynamische Ausdauer
Diät
Wenn Du ein persönliches Übungsprogramm haben möchtest, dann schreibe mir gern:
Es lohnt sich auf jeden Fall, etwas gegen den hohen Blutdruck zu machen. Denn es leiden viele Systeme unter dem hohen Druck
Sicher kann nicht jeder Patient, mit einem hohen Blutdruck, ganz auf Medikamente verzichten. Doch mit gezielter ärztlicher Begleitung sollte doch jeder Patient diesen Versuch unternehmen, mit möglichst wenig Medikamenten auszukommen. Sein Organismus wird es ihm danken! Und Bewegung tut gut und fördert das Wohlbefinden 🙂
Kompresssionsstrümpfe sind medizinische Strümpfe. Sie üben Druck aus und komprimieren das Gewebe und die Blutgefäße.
Der Flüssigkeitseinstrom in die kleinsten Blutgefäße wird reduziert.
Der Ein- und Ausstrom im Gewebe wird günstig beeinflusst.
Die venösen Blutgefäße werden auf einen kleineren Durchmesser komprimiert.
Dadurch schliessen die Venenklappen (Rückflussverhinderer) besser. Die Fließgeschwindigkeit des Blutes wird höher. Der Rückstrom des Blutes zum Herzen wird erleichtert. Venen und Lymphgefäße werden entlastet. Das Gewebe kann in der Folge nicht mehr so leicht anschwellen.
Hinweis zu meinen Artikeln:
Meine Artikel für Dich sind keine schnellen und oberflächlichen Nachrichten. Statt eines kurzen Tweets oder eines kurzen Statusupdate erhälst Du bei mir einen ganzen Artikel mit viel Detailinformationen. Zudem gibt es bei gesundheitlichen Problemen selten eine einfache und schnelle Lösung. Der menschliche Organismus ist hochkomplex und da ist schon die Reduktion in einzelne Artikel schwierig. Wie auch in meinen Artikeln so ist auch meine Therapie. Ich nehme mir Zeit für die Befundung, die Therapie, die Übungen, die Alltags- und Gebrauchsbewegungen und selbstverständlich auch die methodische und didaktische Vermittlung. Meine PatientInnen schätzen genau das: Sehr genau und ganz exakt, dabei sanft und immer herzlich, ganz nach meinem Motto in der Therapie: „Fühle Dein Wesen in Bewegung und erlebe Dein Sein in der Therapie“.
Inhaltsverzeichnis
Kompressionsstrümpfe vs. andere Strümpfe
Der Kompressionsstrumpf unterscheiden sich von dem Stützstrumpf und dem Antithrombosestrumpf:
Stützstrümpfe stützen Gewebe zum Beispiel nach starker Gewichtsabnahme.
Antithombosestrümpfe sollten eine Thrombose verhindern.
Die Kompressionsklassen
Bei einem medizinischen Strumpf nimmt der Druck von peripher nach zentral ab. Es gibt vier Kompressionsklassen:
Info-box I
Kompressions-klassen
Klasse
Intensität
Druck in mmHG
Kompression in KPa
I
leicht
18-21
2,4-2,8
II
mittel
22-33
3,1-4,3
III
kräftig
34-46
4,5-6,1
IV
sehr kräftig
>49
>6,1
Kompressionsklassen und Kompressionstärke der Kompressionsstrümpfe
Bei einer beginnenden Venenschwäche nimmt man die leichten Antithrombosestrümpfe. Für oberflächliche Krampfadern empfiehlt sich die Klasse II. Bei Schäden an den tiefen Venen und/oder des Verbindungssystems (tief zu oberflächlich) ist auf jeden Fall ein kräftiger Strumpf nötig. Für Beinschwellungen (Ödeme) ist die Klasse IV sinnvoll.
Aus Gründen der Haltbarkeit werden synthetische Fasern verwendet. Es gibt zwei Nähverfahren: Das Rundstrickverfahren ist nahtlos mit einem sehr gleichmäßigem Druck und das Flachstrickverfahren mit einer Naht hat eine große Anpassbarkeit.
Genaue Indikation mit Kompressionsklassen und empfohlenem Strickverfahren
KKL
Festigkeit
Strickart
Lymphödem
II-IV
hoch
Rund- oder Flachstrick, abh. von Stadium und Beinform
Lipödem
II
hoch
Rund- oder Flachstrick
Ödeme in der Schwangerschaft
I-II
gering
Rundstrick
(kompensierte) pAVK & CVI
I-II
hoch
Rund- oder Flachstrick
postthrombotisches Syndrom
II-III
hoch
Rund- oder Flachstrick, abh. von Schweregrad und Beinform
Thrombophlebitis, Thrombose
II
mittel/hoch
Rundstrick
Ulcus crusis
II-III
hoch
Ulkus-KS, Rund- oder Flachstrick, abh. von Beinform
nach Varizen-OP
II
mittel
Rundstrick
Varikose ohne Komplikationen
II
gering/mittel
Rundstrick
Kompressionsklassen und empfohlenem Strickverfahren für verschiedene Ursachen
Die Ausführungen der Kompressionsstrümpfe
Wadenstrümpfe (AD)
Halbschenkelstrümpfe (AF)*
Schenkelstrümpfe (AG)*
Strumpfhose für beide Geschlechter (AT)
Sonderformen
Caprihose
Radlerhose
Leggings
*mit silikonbesetzten Halteband (Haftrand), früher oder alternativ mit Strumpfhalter
Eine genauere Vorhersage des Drucks unter Berücksichtigung der Verformun2}.
Flüssigkeiten im Gewebe
Grundsätzlich wird die Flüssigkeit in den Zellen von der Flüssigkeit außerhalb der Zellen unterschieden.
Das altgriechisch Wort πλάσμα plásma = Plasma bedeutet Geschöpf. Es ist der flüssige Teil des Blutes. Dieses erhölt man durch Zentrifugation. Der Anteil des Blutplasma am Blutvolumen beträgt 50–59 % bei Männern und 54–73 % bei Frauen. Durch das Entfernen der Gerinnungsfaktoren erhält man aus dem Blutplasma das Blutserum.
Bemerkenswert ist das Wort Geschöpf. Aus Sicht der Faszienlehre ist das Zwischenzellgewebe sprichwörtlich verantwortlich für den „Bauplan“ des Organismus. Dort befindliche Strukturen sind für Bau und Ausrichtung maßgebend.
Im Kapillarbett wird aus dem einströmende Blut Flüssigkeit in das Gewebe abgegeben und aus dem Gewebe wieder aufgenommen. Ein Teil der Gewebeflüssigkeit wird durch die Lymphgefäße drainiert.
Das lateinische Wort lympha, lymphae = Lymphe bedeutet klares Wasser oder Milchsaft. Es ist die hellgelbe Flüssigkeit in den Lymphgefäßen und Lymphknoten. Die Leitungsbahnen im Lymphsystem sind die Lymphgefäße. Es ist ein wichtiges Transportsystem im Organismus. Es transportiert Nähr- und Abfallstoffen und es entsorgt in den Lymphknoten auch Krankheitserreger wie Bakterien und Fremdkörper.
Das griechische Wort οἴδημα oídēma = Ödem heißt Schwellung. Liegt eine Schwellung vor, so wird Wasser und später auch vermehrt Eiweiße eingelagert.
Das Vorgehen bei vorhandener Wassereinlagerung im Gewebe ist das Folgende:
Erst Therapie, dann Kompressionsstrumpf
Lymphdrainage + Kompressionstherapie
Eine Lymphschwellung ist eine medizinische Diagnose. Die Diagnose erfolgt durch das medizinische Fachpersonal. Diese verordnet die Therapie. Die manuelle Lymphdrainage ist primär eine spezielle Technik zur Gewebeentstauung. Der Begriff Entstauung vermittelt deutlich besser die Problematik als Entwässerung.
Entstauung statt Kompression
Lymphtherapie ist mehr als nur Entstauungs- oder Kompressionstherapie. Deshalb ist eine alleinige Kompressionstherapie als auch die intermettierende pneumatische Kompression nicht zielführen. Letztere bietet maximal für eine gewisse Zeit ein Ersatz für die manuelle Lymphdrainagetherapie zu sein3.
Medikamente können die Flüssigkeitsabgabe des Körpers erhöhen, eine gewebliche/lokale direkte Einwirkung ist nicht möglich.
Weitere Gewebetechniken können die Drainage deutlich verbessern. Ich arbeite mit speziellen Techniken aus der craniosacralen Therapie.
Die Lymphdrainage belastet Herz und Kreislauf. Viele Patienten sind anschließend sehr müde. Kompressionsbandagierungen oder adaptive Kompressionsbandagen sichern den Behandlungserfolg. Ergänzend kann Yoga4 unterstützen. Ggf. wird dies durch eine pharmakologische Entwässerungstherapie unterstützt. Nach erfolgreicher Lymphdrainagetherapie werden medizinische Kompressionsstrümpfe angepasst. Sie sichern den Behandlungserfolg567. Anmerkung: Es muss nicht ein Paar Kompressionsstrümpfe getragen werden, wenn der Befund einseitig ist.
Wann werden Kompressionsstrümpfe angepasst?
Ist die Abschwellung und ggf. Entwässerung erreicht, können Kompressionsstrümpfe angepasst werden. Dies sichert den Therapieerfolg der Entstauung und Kompression. Funktional ist es wichtig zu verstehen, daß Kompressionsstrümpfe ein Widerlager für die Wadenmuskelpumpesind . Die Beinmuskulatur ist das„zweite Herz“. Sanitätshäuser, Orthopädietechniker oder Apotheken können Kompressionsstrümpfe ausmessen. Dies sind Fachkräfte, die das Messverfahren beherrschen.
Wer übernimmt die Kosten der Kompressionsstrümpfe?
Die vom Arzt verordneten medizinischen Kompressionsstrümpfe werden von der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung übernommen. Mit einer ärztlichen Verordnung ist bei der gesetzlichen Krankenversicherung eine Zuzahlung von zehn Prozent der Kosten, mindestens fünf bis höchstens zehn Euro zu zahlen (Deutschland). Die Preise gehen von Wadenstrümpfen Segment B-D KKL I, Maßanfertigung, flachgestrickt bei € 50,– bis Strumpfhosen KKL IV, Maßanfertigung, flachgestrickt € 500,– (Stand 2020).
Kompressionsstrümpfe DM …
Kompressionsstrümpfe in Einheitsgrößen bieten Drogerieketten wie zum Beispiel „DM“ sowie andere Anbieter. Sie werden nicht individuell angepasst und sind nur für den Sport-, Arbeit- und Freizeitbereich.
Welche Diagnose für Kompressionsstrümpfe?
Venenerkrankungen
– Chronisch periphere venöse Insuffizienz (CVI)
Die Venen können das venöse (sauerstoffarme) Blut nicht fördern.
Wegen seiner Wichtigkeit ist die chronisch-venöse Insuffizienz häufigster Grund für die Verordnung. Sie vermeiden Sekundärkomplikationen8.
Wichtiger Hinweis: Viele Menschen haben nach einem Tag harter Arbeit oder nach langem Stehen schwere und müde Beine. Zum Teil sind sie auch geschwollen. Dies kann Zeichen der Überlast sein. Es kann aber auch auf eine chronische venöse Insuffizienz hinweisen.
– Krampfadern
Die Venen sind erweitert (sacculär). Sie können sich nicht zurück bilden und können schmerzhafte venöse Entzündungen (Phlebitis) verursachen. Es können sich Blutpropfen (Thromben) bilden. Krampfadern sind Zeichen für venöse Schwäche. Meist sind Beine und Füße betroffen.
Postthrombotisches Syndrom
Immobilität (Abnahme des Blutflusses), Infektionen, Entzündungen oder Traumen können einen Thrombus hervorrufen. Blutpropfen können fest an der Wand anliegen oder frei in die Blutbahn ragen (flottierend). Letztere können sich ablösen und einen Embolus bilden. Dieser kann in der Lunge eine Embolie verursachen.
Ob die Bildung von Thrombosen bei bettlägerigen Patienten durch Kompressionsstrümpfe verhindert werden kann, ist fraglich9. Sicher wirken Bewegung und pharmakologische Einstellung (Blutgerinnungshemmer). Im Gegensatz zu partiellen Problemen gibt es bei den Venen keinen Zusammenhang mit einer Gefäßobstruktion10.
Lymphödem
Es wird mehr Flüssigkeit in den kleinsten Blutgefäßen (Kapillaren) abgegeben als wieder aufgenommen (Kapillaren, Lymphgefäße). Es kommt zur Netto-Ultrafiltration. Es besteht ein höhere Wahrscheinlichkeit ein Lymphödem durch Adipositas zu bekommen11.
.
Sonderfälle
– Schwangerschaft
Durch die Veränderung des Hormonhaushaltes und den erhöhten Druck auf die Bauchvenen (der expandierende Uterus auf Vena cava inferior) kommt es zu Ödemen (Wassereinlagerungen im Körpergewebe).
– Lipödem
Ist eine genetisch bedingte Störung der Fettverteilung oder Vermehrung (meist Frauen). Die Therapie ist komplex.
– Lipodermatosklerose
Unter Lipodermatosklerose versteht man die Entzündung des Unterhautfetts (Pannikulitis).
– Economy-Class-Schlaganfall-Syndrom
Es gibt Hinweise für die Ursache von Schlaganfällen von gesunden und jungen Reisenden bei langen Flügen (nicht ausreichend untersucht). 30 % der Bevölkerung haben ein persistierende Foramen ovale (schließt sich normal nach der Geburt). Ein Foramen ovale ist ein Loch im Herzen (meist nicht gefährlich). Bei einem solchem Loch kann Blut von der linken in den rechten Vorhof des Herzens fließen (sieht man im Echokardiogramm). Das rechte Herz pumpt in die Lunge (kann kleinere Embolien abbauen), das linke Herz pumpt in den Körper und das Gehirn.
– Obstruktive Schlafapnoe
Diese tritt bei Flüssigkeitsüberladung im peripheren Gewebe häufig auf. Eine chronische Veneninsuffizienz fördert die obstruktive Schlafapnoe12.
Kontraindikationen
Bei bestimmten Erkrankungen kann das Tragen (jenach Schwere der Erkrankung) kontraindiziert sein13:
obstruktive Arterienerkrankung (Bei einer artiellen Verschlusskrankheit ist ab einer bestimmten Durchblutungsminderung ebendiese abgeschnürt. Gemessen wird der ancle brachial pressure index (ABPI) und der sollte > 1,0 sein.
Herzinsuffizienz
infektiöse Venenentzündung (septische Phlebitis)
nässende Hautentzündung (Dermatitis)
Nervenerkrankung mit Sensibilitätsstörungen (periphere Neuropathie)
Wie zieht man Kompressionsstrümpfe an?
Am Anfang sollte Fachpersonal das Ankleidungen begleiten.
Durch Klicken auf das Video wird eine Datenverbindung mit YouTube aufgebaut
Anziehen von Kompressionsstrümpfen
An- und Ausziehhilfen erleichtern den Umgang mit den medizinischen Kompressionsstrümpfen und schonen das Material.
Gestelle (Metall oder Plastik)
Gleiter (gleitfähige künstliche Ballonseide)
Spezielle Gummihandschuhe oder Handschuhe mit gummierter Handinnenfläche
Die medizinischen Kompressionsstrümpfe werden vor dem Aufstehen angezogen. Das Strumpfmaterial sollte nicht durch Ringe oder spitze Nägel beschädigt werden. Falten sollten vermieden werden. Das Gewebe soll gleichmäßig und eng anliegen damit die medizinische Kompression perfekt wirkt. Im Gegensatz zum normalen Strumpf wird abgerollt, gezogen und verteilt. Ggf. sollte eine Etappe wiederholt werden, da in der nächsten Etappe nicht mehr auf die darunter liegende eingewirkt werden kann. Die Kompressionsversorgung nicht maximal hoch ziehen (Kniestrümpfe bis zwei Zentimeter unter der Kniekehle / Schenkelstrümpfe bis zwei Zentimeter unter die Gesäßfalte). Das Tragen von Kompressionsstrümpfe wird täglich und den ganzen Tag empfohlen. Erst vor dem zu Bett gehen werden sie ausgezogen.
Die Pflege der Kompressionsstrümpfe
Ein handelsübliches Buntwaschmittel für Handwäsche (Vorsicht keine hohe Dosierung) wird empfohlen. Waschzusätze (Weichspüler, optische Aufheller oder Fleckentferner) dürfen nicht verwendet werden. Die Strümpfe müssen ausreichend gespült werden. Die nassen Kompressionsstrümpfe werden anschließend in ein Handtuch eingewickelt. Durch Druck auf die Rolle wird das Wasser in das Handtuch gepresst. Auswringen kann die Fasern schädigen.
Spezielle Strümpfe
Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS, weiße Farbe) oder Antithrombosestrümpfe
Sie wurden in den 1970er und 1980er Jahren eingeführt. Sie sollen insb. bei frisch operierten Patienten venöse Thrombosen verhindern. Der Anpressdruck ist geringer als bei Kompressionsstrümpfen (Fesselregion 15 – 18 mmHg). Es fehlt eine Evidenz für die Wirkung dieser Strümpfe. Eine venöse Thromboembolie (VTE) kann durch Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS) nicht vermieden werden. Zur medizinischen Kompression fehlt der Druck. Sie können beim Ankleiden oder durch Kompression sogar Schäden verursachen14. So gelten folgende Regeln zur Vermeidung einer Thrombose:
Frühmobilisation
Flüssigkeitzufuhr erhöhen (Hydratation)
Blutgerinnung minimieren (antiaggregatorische und antikoagulatorische Medikamenten)
In Ausnahmefälle sind Kompressionsstrümpfe sinnvoll15. Besser sind intermittierende pneumatische Kompressionsvorrichtungen oder Elektrostimulation (NMES=neuromuscular electrical stimulation device). Sieht aus wie eine Armbanduhr und stimuliert die darunter liegende Muskulatur16. Bei den intermittierenden pneumatischen Kompressionsvorrichtungen ist die Compliance (Mitwirkung des Patienten) aber häufig sehr schlecht, deshalb muss auch Folgendes geachtet werden17:
Unbehagen der Patienten mindern
Wissen und Verhalten der Angehörigen der Gesundheitsberufe steigern
Angebot und Nachfrage von Geräten verbessern
Verwendung von Richtlinien einhalten
Intensivpflegekontext berücksichtigen
Kenntnis der Patienten erhöhen.
Die Schulung des Fachpersonals ist wichtig18. So darf die Größe erst bestimmt, wenn die Beine in Rückenlage entstaut sind (mindestens 15 Minuten). Bei offenen Wunden muss aseptisch gearbeitet werden.
Strümpfe für die Arbeit
Kompressionsstrümpfe verhindern wirksam berufsbedingte Ödeme der unteren Extremitäten. Sie schwächen zudem Schmerzen und Müdigkeit ab19.
Kompressionsstrümpfe für Sport und Freizeit
Bei den Einsatzbereichen für Sport und Freizeit gelten die gleichen Regeln wie für die Arbeit. Bei allen Tätigkeiten, wo langes Sitzen oder Stehen erforderlich ist, wirken Kompressionsstrümpfe gegen Schmerz und Müdigkeit.
Kompressionsstrümpfe Laufen
Gemäß einer Studie verbessern Strümpfe mit konstanter Kompression im Bereich des Wadenmuskels die Laufleistung bei unterschiedlichen Stoffwechselschwellen signifikant. Der zugrunde liegende Mechanismus wurde jedoch nur teilweise durch eine etwas höhere aerobe Kapazität erklärt20. Andere Untersuchungen konnten den Effekt nicht belegen21.Weitere Untersuchungen zeigen eine Förderung der Regeneration. Sie mindern den Muskelkater und vermeiden die Übersäuerung bei anaerober Belastung22. Aber: Es gibt keine vergleichende Studie zu anderen Regenerationsverfahren. Daher empfehle ich weiter die Klassischen im Fokus zu haben:
Strukturlängenübungen (früher Dehnung)
Aktive Übungen
Hochlagerung zur Entlastung und zur Förderung des Abflusses
Wechselbäder und andere Kneipp-Anwendungen
Strümpfe für Diabetiker
Sowohl die Durchblutung (Mikroangiopathie) als auch die Schmerzwahrnehmung (Neuropathie) sind bei Diabetikern gemindert. Dies kann zu Folgeschäden führen. Häufig werden diese durch kleine Verletzungen ausgelöst. So kann es zum offenen Bein kommen. Das ist dann eine chronische Wunde (Ulcus cruris), bekannt als das Diabetisches Fußsyndrom. Es sind die Folgen der Vielzahl an Schädigungen an den unteren Extremitäten.
Spezielle Kompressionsstrümpfe für Diabetiker können dem entgegenwirken. Es handelt sich um Konfektionsware mit geringer Kompressionswirkung. Der Druckbereich liegt bei 18-15 mmHg. Die Strümpfe sind an empfindlichen Stellen gepolstert. Vor allem am Fuß kann das die Haut schützen. Zum besseren Erkennen von Verletzungen sind die Strümpfe weiß.
Stützstrümpfe
Stützstrümpfe gelten als veraltet. Doch es gibt noch einen klassischen Einsatzbereich: Bei vormals adipösen Menschen nach starker Gesichtsabnahme wird bandagiert oder ein Stützstrumpf angelegt.
Kompressionsstrümpfe bei Flugreisen
Insbesondere bei langen Flügen in engen Sitzreihen nimmt die Gefahr einer Blutstauung zu. Es kann sich eine Thrombose entwickeln. Studien zeigen jedoch keine eindeutige Wirkung23. Durch das Tragen kann aber die Ödembildung verringert werden. Günstig ist die Kompressionssklasse II.
Strümpfe mit Silber
Dies Strümpfe haben spezielle silberne Fasern. Das Silber erhöht den antimikrobiellen Schutz.
Kurzgefasst
Nochmal die häufigsten verwendeten Begriffe bei den Strümpfen
Antithrombose:
Antiembolie: Wird von nicht ambulanten oder postoperativen Patienten getragen, um Blutansammlungen in den Beinen zu verhindern, die zu einer Venenthrombose führen könnten.
Unterstützung: Diese sehr leichten Kompressionsstrümpfe können rezeptfrei und ohne ärztliche Verschreibung erworben werden.
Maßgeschneiderte Kompressionsstrümpfe: Nur für eine Person speziell angefertigt
Rundstrick: Die Strümpfe haben keine Naht. Das erhöht die Ästhetik
Flachstrick: Diese Strümpfe haben eine Naht. Dadurch sind sie optimal anpassbarbar.
Lymphödem: Diese Strümpfe dienen der Behandlung von Ödemen infolge des Auftretens von Lymphödemen zum Beispiel bei einer Lymphknotenentfernung.
Geschichte
Die Anwendung der Kompressionstherapie ist nicht neu. Bereits in der Jungsteinzeit (5000-2500 v. Chr.) wurden in den Zeichnungen der Höhlen von Tassili in der Sahara Bilder von Soldaten mit verbundenen unteren Extremitäten gefunden. Der Edwin Smith Papyrus aus dem Jahr 1600 v. Chr. enthielt zusätzliche Hinweise auf eine mechanische Kompressionstherapie der Beine24.
Hippokrates (460-370 v. Chr.) behandelte die Beingeschwüre seiner Patienten mit engen Verbänden, die in seinem Corpus Hippocraticum (450–350 v. Chr.) erwähnt werden.
Galen (128/131-199/216) verwendete Kompressionsverbände aus Wolle und Leinen, um Blutansammlungen in den Beinen zu verhindern.
Oribassius (326-403) behandelte Ulzera in den Beinen mit engen Verbänden
Avicenna (980–1037) Verfasser der berühmten Bücher „Buch der Genesung“ und „Kanon der Medizin“
Guy de Chauliac (1298-1368) beschrieb die Anwendung von Kompressionsverbänden zur Behandlung vergrößerter Beinvenen in seinem Buch Chirurgica Magna
Giovanni Michele Savonarola (1384–1468) gilt als Begründer der modernen Krampfadertherapie in der „Practica maior“ (Erstdruck 1479)25
Ambroise Paré (1510–1590)
Girolamo Fabrizio di Acquapendente (1537–1619) „Begründer der Embryologie“ entdeckte die Venenklappen ohne deren Funktion zu verstehen
William Harvey (1578-1657) „Entdecker des Blutkreislaufes“ entdeckte 1628 den Zusammenhang zwischen venöser Stauung und äußerem Druck. Durch diese Entdeckung kam es zur Entwicklung geschnürter Strümpfe, elastischer Bänder und feste Verbände mit Harz.
Der Berliner Arzt Rudolf Ludwig Carl Virchow (1821-1902) erkannte das wichtige Trias (Dreieck) zur Genese der tiefen Bein-Beckenvenenthrombose (veröffentlicht 1856). Es sind die Veränderungen der Blutzusammensetzung, der Venenwand (Endothel) und des Blutflusses. Beim Blutfluss ist damit eine Verlangsamung bis hin zum Stillstand (Stase) gemeint.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wurden neue textile Materialien für die Herstellung von Kompressionsstrümpfen eingeführt. Zuerst Natur- oder Zellulosefasern (Seide, Baumwolle, Kokosnuss) und später chemische Stoffe (Acryl, Nylon, Polyester). Sehr spät wurde entdeckt, dass durch Kompression auch tiefe Beinvenenthrombose verhindert werden können. Es war am Ende des 19. Jahrhunderts. Die deutschen Phlebologen Fisher und Lasker entdeckten, wie die Anwendung des äußeren Drucks die Bildung von Blutgerinseln verhindert. Erst jetzt wurden Kompressionsstrümpfe für die Behandlung der tiefen Venenthrombose eingesetzt26.
Und noch Eines zum Schluss: Woher kommt eigentlich der Begriff „Auf die Socken machen?“ Er kommt von den Römern. Da schlüpften die Damen in leichte Schuhe, den Soccus.
„Effectiveness of manual lymphatic drainage and intermittent pneumatic compression in lymphedema maintenance therapy“Erika Mendoza und Felix Amsler. VASA European Journal of Vascular Medicine Jahrgang 52 Heft 6 November 2023 October 16, 2023 ↩︎
Kompressionstherapie Ein Überblick für die Praxis (Kerstin Protz, Knut Kröger, Joachim Dissemond) Springer Verlag, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-49743-2, S. 94–95. ↩︎
Ödeme und Lymphdrainage Diagnose und Therapie Lehrbuch der Ödematologie (Ulrich Herpertz) 5. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-7945-2912-4, S. 307–310. ↩︎
Postthrombotisches Syndrom: Konsequente und längerfristige Kompression mit medizinischen Kompressionsstrümpfen (Joachim Dissemond) Ulcus cruris – Genese, Diagnostik und Therapie. Uni-Med Verlag, Bremen 2007, ISBN 978-3-89599-298-8, S. 103 ↩︎
Compression Stockings for Preventing the Postthrombotic Syndrome in Patients with Deep Vein Thrombosis (Berntsen CF, Kristiansen A, Akl EA, Sandset PM, Jacobsen EM, Guyatt G, Vandvik PO) Am J Med. 2016 Apr;129(4):447.e1-447.e20 ↩︎
„Lower extremity lymphatic function predicted by body mass index: a lymphoscintigraphic study of obesity and lipedema“ (Arin K. Greene & Christopher L. Sudduth) International Journal of Obesity (2020) ↩︎
Safety and efficacy of mild compression (18 – 25 mmHg) therapy in patients with diabetes and lower extremity edema (Wu SC, Crews RT, Najafi B, Slone-Riviera N, Minder JL, Andersen CA) Compression Bulletin 24 J Diabetes Sci Technol 2012; 6: 641 – 647 ↩︎
Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe – Gibt es eine Evidenz? Elastic compression stockings for prevention of deep vein thrombosis – Is there any evidence? (K.Kröger, C.Diehm, C.Moerchel) Dtsch Med Wochenschr 2011; 136: 276–279 ↩︎
Prevention of Venous Thromboembolism: Focus on Mechanical Prophylaxis (Giuseppe Lippi, Emmanuel J. Favaloro, Gianfranco Cervellin) Semin Thromb Hemost 2011; 37(3): 237-251 ↩︎
Effect of compression stockings on running performance in men runners (Kemmler W1, von Stengel S, Köckritz C, Mayhew J, Wassermann A, Zapf J.) J Strength Cond Res. 2009 Jan;23(1):101-5. ↩︎
Kompression und Sport – was ist belegbar? (Helmut Lötzerich) Vasomed Fachzeitschrift für Gefäßerkrankungen. 29. Jahrgang, Viavital Verlag, Köln, Januar 2017 ↩︎
Efficacy of lower limb compression and compression treatment of manual massage and lower limb compression on symptoms of exercise-induced muscle damage in women (J. R. Jakeman, C. Byrne, R. G. Eston) J Strength Cond Res. 24(11), 2010, S. 3157–3165. ↩︎
Compression stockings for preventing deep vein thrombosis in airline passengers (Mike J Clarke, Cathryn Broderick, Sally Hopewell, Ed Juszczak, Anne Eisinga) Cochrane Systematic Review – Intervention Version published: 14 September 2016 ↩︎
„Prevention of venous thromboembolism: Focus on mechanical prophylaxis“ (Lippi, G.; Favaloro, E. J.; Cervellin, G.) Seminars in Thrombosis and Hemostasis 2011 37 (3): 237–251. ↩︎
„The history and historical treatments of deep vein thrombosis“ (Galanaud, J. P.; Laroche, J. P.; Righini, M.) Journal of Thrombosis and Haemostasis. 2013 11 (3): 402–411 ↩︎
Ich verwende Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, kann ich Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt sein.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.