Physiotherapie: Selbstüberweisung bei Schmerzen?

Physiotherapie: Selbstüberweisung bei Schmerzen?

Bei Schmerzen des Bewegungsapparates ist Physiotherapie eine Therapiemöglichkeit. Physiotherapie ist somit eine Möglichkeit, den Einsatz von Schmerzmitteln zu verringern. Für den Nutzen der Physiotherapie ist ein frühzeitiger Zugang erforderlich. Die Selbstüberweisung ist der direkte Zugang. Bei diesem Zugangsweg untersucht und behandelt die Physiotherapeutin, ohne dass zuvor eine Ärztin / ein Arzt konsultiert wurde.

In einer Studie von einem Team der Universität von North Carolina wurde nach Gründen für die Selbstüberweisung oder ärztlche Überweisung gesucht [1]Alshareef, N., Cozad, M., Macauda, M. et al. Patient attitudes and beliefs associated with self-referral to physical therapy for musculoskeletal complaints: a qualitative study. BMC … Continue reading.

Hintergrund

In den Vereinigten Staaten (USA) ist die Selbstüberweisung teilweise möglich. Neben der Selbstüberweisung gibt es noch die Überweisung durch den Leistungserbringer. Die Selbstüberweisung wird durch unterschiedliche Faktoren begrenzt:

  • Gesetzgebung auf bundesstaatlicher Ebene: In den verschiedenen Bundesstaaten gelten unterschiedliche Gesetzte und Vorschriften. Sie regeln den Zugang zu physiotherapeutischen Leistungen.
    • uneingeschränkt
    • mit Auflagen
    • eingeschränkt
  • Richtlinien auf institutioneller Ebene: Die Richtlinien der Versicherungsanbieter als auch die Regeln von Gesundheitsorganisation regeln den Einsatz von Physiotherapie
  • Individuelle Faktoren:
    • Kenntnis über die Möglichkeit der Selbstüberweisung
    • Einstellung und Überzeugung über den Selbstzugang
    • Krankheitsbedingte Faktoren
    • frühere Erfahrungen
    • soziale und demografische Faktoren
    • geografische Lage

Die Inanspruchnahme wird bei privat Versicherten auf etwa 6 % geschätzt.

Die Selbstüberweisung zur Physiotherapie hat folgende Vorteile:

  • größere Auswahl der Leistungserbringer
  • Behandlungsdauer verkürzt
  • Patientenzufriedenheit höher
  • bessere Nutzung der Ressourcen
  • geringere Kosten für Patienten, Versicherungsträger und Gesundheitseinrichtungen

Die Fragestellung der Studie

Was beeinflusst die Entscheidung von Beschäftigten im Gesundheitswesen mit muskoskelletalen Beschwerden für einen von zwei Behandlungswegen. Die eine war die Überweisung durch einen Anbieter und die zweite die Selbstüberweisung. Die Teilnehmer in beiden Gruppen klagten über chronische Beschwerden des Bewegungsapparats. Am häufigsten waren Nacken-, Schulter-, Rücken- und Kniebeschwerden. Vor Inanspruchnahme ergriffen alle Befragten Selbsthilfemaßnahmen zur Schmerzlinderung (u. a. Schmerzmedikamente).

Hintergrund

Im Bundesstaat South Carolina werden Selbstüberweiungen von Patientinnen gesetzlich gefördert. Ein Arbeitgeber hat die Kosten für physiotherapeutische Leistungen reduziert, mit dem Ziel einer frühzeitigen Inanspruchnahme.

Design Der Studie

  • Beginn: 2012
  • Befragung: August 2017 bis März 2018
  • Wahlalternative:
    • Selbstüberweisung mit reduzierter Patientenhaftung (20 $ Zuzahlung)
    • Traditionellen Überweisungsweg (60 $ Zuzahlung für die Konsultation eines Hausarztes oder 80 $ Zuzahlung für die Konsultation eines Facharztes)
  • Zweiunddreißig Teilnehmer wurden interviewt (20 Angehörige Gesundheitsberufe und 12 Verwaltungsangestellte)
    • 17 Überweisung durch Anbieter
    • 15 Selbstüberweisung

Das Muskel-Skelett-Programm mit der Möglichkeit zur Selbstüberweisung wurde über Abteilungsbesprechungen, E-Mails und Flugblätter bei den Steadman Hawkins Clinics of the Carolinas beworben.

Die Forschungsstudie entsprach der Checkliste der Standards for Reporting Qualitative Research (SRQR).

Anhand von Eignungskriterien wurden gezielt Teilnehmer aufgenommen und halbstrukturierte Interviews (40 Minuten) durchgeführt. Es wurde nach allgemeinen und spezifischen Gründe gefragt sollten, warum sich die Patienten für die Art der Versorgung entschieden. Am Ende der Befragung wurde ein soziodemografischer Fragebogen ausgefüllt:

  • Bildungsstand
  • ethnische Zugehörigkeit
  • Einkommen

Alter und Geschlecht der Patienten wurden aus den elektronischen Gesundheitsakten entnommen.

Die Analyse der kontinuierlichen Variablen wurden durch Tests gesichert. Die Codierung der Ergebnisse wurde von zwei unabhängigen Analysten vorgenommen. Es fand eine Prüfung der Codierungsergebnisse durch zwei Co-Autoren statt.

Ergebnis

Argumente für die Wahl der Selbsüberweisung

  • Offenheit gegenüber alternativen Therapien
  • positive Erfahrungen mit Physiotherapie
  • Überzeugungen zu Medikamenten und Operationen
  • Erwartungen an die Behandlungsempfehlungen der Ärzte (u. a. Medikamentensempfehlung) und Angst vor chirurgischen Eingriffen
  • Vorliebe für kostengünstigere Optionen
  • klinische Kenntnisse über den Tätigkeitsbereich der Physiotherapie

Argumente für die Fremdüberweisung

  • keine oder geringe Kenntnis über den Direktzugang
  • mangelnde Berücksichtigung der Physiotherapie unabhängig von früheren Erfahrungen
  • Vorliebe für pharmakologische Behandlungen
  • Bedürfnis nach ärztlicher Rückversicherung, Einschätzung und zufällige Diskussion
  • Beurteilung der Mitarbeiter der Physiotherapie als „nicht Fachleute“

Fazit

Die Eigenüberweisung kann für einen Teil der Betroffenen eine mögliche und dazu kostengünstigere Strategie bei muskoskelletalen Schmerzen sein.

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